Die Waffen, die Russland jetzt in den Donbass schicken sollte

Der Vorsitzende der Partei Einiges Russland in der Duma, Wladimir Wassiljew, hat den Kreml aufgefordert, die abtrünnigen Volksrepubliken Donezk und Lugansk in der Ostukraine mit Militärhilfe zu versorgen. Wird der Kreml dem nachkommen? Und wenn ja, wie?

Ein Analyse von Michail Chodarjonok

Der erste stellvertretende Sprecher des Föderationsrates und Sekretär des Generalrates der Partei Einiges Russland, Andrei Turtschak, sagte, Russland müsse den Volksrepubliken Donezk und Lugansk (DNR und LNR) die notwendige Unterstützung "in Form verschiedener Arten von Waffen" zukommen lassen. Es stellt sich nun die Frage, welche Arten von Waffen und militärischer Ausrüstung in die Republiken geliefert werden könnten, die sich nach dem Maidan 2014 von der Ukraine abspaltet haben, als die Massenproteste auf dem Maidan in Kiew den damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch stürzten. Und es stellt sich die Frage, ob dies ein hypothetisch hemmender Faktor wäre im bewaffneten Konflikt in der Ostukraine.

Berichten zufolge verfügen die DNR und die LNR zum jetzigen Zeitpunkt über mehr als 600 Panzer, deutlich mehr als 1.000 Schützenpanzer (IFV), über 500 Artilleriegeschütze und mehr als 250 Mehrfachraketenwerfer (MRL). In den beiden Republiken sind etwa 30.000 Soldaten bewaffnet. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick imposant wirken. Aber wenn eine 255.000 Mann starke ukrainische Armee eine Offensive starten würde, dann könnten die Einheiten der DNR und der LNR sie nicht aufhalten. Die allgemeine Meinung ist, dass die selbsternannten Republiken die Hilfe der russischen Armee brauchen würden, sollten die Spannungen im Donbass in einen direkten Konflikt münden.

Aber welche Arten von Waffen müsste Russland heute in den Donbass entsenden, um die Republiken in ihrer Verteidigung zu unterstützen? Das erste, was mir in den Sinn kommt, sind die Waffen, die auf ukrainische gepanzerte Fahrzeuge zielen können. Allein die würde die bereits vorhandene Schlagkraft der Streitkräfte der DNR und der LNR erhöhen. Zu diesen Systemen gehören die Lenkflugwaffen zur Panzerabwehr vom Typ Khrizantema, diverse Modifikationen des Systems Kornet, die Systeme vom Typ Schturm-S sowie die schultergetragenen Werfer zur Panzerabwehr Fagot und Metis. Artillerie-Überwachungs- und Feuerleitradare wie das Radarsystem zur Verfolgung gegnerischen Artilleriebeschuss vom Typ Zoopark-1 könnten die Lieferungen an die DNR und LNR abrunden, um der ukrainischen Artillerie entgegenzuwirken. Die bestehenden Minenhindernisse, die von der DNR und der LNR Einheiten errichtet wurden, könnten von zusätzlichen Antipersonen- und Anti-Panzer-Minen verschiedener Typen ergänzt werden. Dies würde die Schaffung undurchdringlicher Sperrzonen ermöglichen.

Wir haben Grund zu der Annahme, dass auch die in den abtrünnigen Republiken eingesetzten Luftverteidigungssysteme aufgerüstet werden müssten. Wenn Moskau beschließen sollte, militärische Hilfe zu schicken, könnten wir wahrscheinlich die Ankunft des Systems Pantsir-S und weiterer Systeme der Flugabwehr, sowie Radargeräte erwarten, mit denen die Fähigkeiten zur Luftüberwachung verbessert würden. Pantsir müsste allerdings nahtlos in Kontrollsysteme sowie in Systeme zur Radarüberwachung und der Datenverarbeitung integriert werden.

Die Donbass-Republiken könnten auch die neuesten elektronischen Systeme für die Kriegsführung bekommen, darunter die fortschrittlichsten wie das Krasukha. Diese würden die Kommunikation und somit die Kommando- und Kontrollsysteme der ukrainischen Streitkräfte stören.

Die militärische Hilfe für die DNR und die LNR hätte einen weiteren wichtigen Aspekt. Neben der Lieferung neuer Waffen könnte Russland helfen, deren Ausrüstung, über die die Republiken bereits verfügen, zu reparieren und zu optimieren. Alles muss kampfbereit gemacht werden. Dies gilt für alle Waffen – Panzer, Schützenpanzer, Kettenfahrzeuge, gewöhnliche Kraftfahrzeuge, Panzerabwehr bis hin zu Schusswaffen der Infanterie. Die Streitkräfte der DNR und der LNR würden höchstwahrscheinlich massive Lieferungen von Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Kraftfahrzeugen sowie andere Arten von militärischer Ausrüstung benötigen.

Munitionsvorräte, also Artilleriegranaten, Raketen, Panzerabwehrraketen, Panzergeschosse, Munition für die Waffen der Infanteristen, Treibstoff (Benzin und Diesel) und Lebensmittelvorräte müssten auf ein Niveau gebracht werden, das für die Durchführung einer Verteidigungsoperation erforderlich ist. Diese Vorräte müssen für mindestens 30 Tage ausreichen, währenddessen die Streitkräfte der DNR und der LNR sich im Gefecht befinden.

Ausbildung und Training ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Sowohl der Lieferant als auch der Empfänger der militärischen Hilfen müssten berücksichtigen, dass selbst die fortschrittlichsten Waffen nicht in die Hände von Soldaten gelangen sollten, denen es an Ausbildung mangelt, sie richtig einzusetzen. Dies würde zwei negative Folgen haben: Ein Scheitern des Kampfes um den Donbass und die Diskreditierung russischer Waffentechnologie.

Würden diese Waffen und die beschriebene Unterstützung es den selbsternannten Donbass-Republiken ermöglichen, eine hypothetische Offensive der ukrainischen Armee abzuwehren? Nun, beides würde sicherlich helfen, aber hoffentlich könnte eine solche militärische Hilfe dazu beitragen, den Beginn einer Invasion zu verhindern: Sie würden die ukrainische Führung zwingen, die Kosten eines solchen Feldzugs in potenziellen Verlusten an Personal und Ausrüstung abzuwägen. Angesichts der hohen Einsätze, die mit einem solchen Schritt verbunden sind, liegt es derzeit nicht im Interesse von Kiew, dass es in der Ostukraine weiter eskaliert.

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Michail Chodarjonok ist Militärkommentator für RT.com. Er ist ein Oberst im Ruhestand. Er diente als Offizier in der Hauptdirektion des Generalstabs der russischen Streitkräfte.

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