In einem Gespräch mit dem Fernsehsender Swesda teilte der ranghohe russische Diplomat Nikolai Kortschunow mit, dass Russland dem Arktischen Rat ein Projekt zur biologischen Sicherheit vorgeschlagen hat. Beim Arktischen Rat handelt es sich um ein zwischenstaatliches Forum, das sich aus acht Ländern zusammensetzt, die hoheitliche Ansprüche über Territorien innerhalb des Polarkreises haben.
Kortschunow, der als Sonderbotschafter im russischen Außenministerium tätig ist, leitet den Ausschuss hoher Vertreter des Arktischen Rates. Er erklärte:
"Es besteht die Gefahr, dass alte Viren und Bakterien wieder erwachen. Aus diesem Grund hat Russland innerhalb des Arktischen Rates ein 'Biosicherheitsprojekt' ins Leben gerufen."
Der Diplomat merkte an, dass das Projekt mit der Ausarbeitung "des gesamten Spektrums von Risiken und Gefahren im Zusammenhang mit der Permafrostdegradation und zukünftigen Infektionskrankheiten" betraut sein wird.
Kortschunow ist nicht der Erste, der auf diese potenziell verheerende Wirkung des Klimawandels hinweist. Anfang dieses Jahres warnte der russische Wissenschaftler Sergei Dawydow, dass das Schmelzen des Permafrosts Teile alter Ökosysteme an die Oberfläche bringen könnte, darunter auch Viren. Dawydow wies darauf hin, dass ein großer Teil des russischen Territoriums aus Permafrost besteht, der seit Millionen von Jahren nicht mehr aufgetaut ist, und dass sich darin möglicherweise alte Viren befinden, von denen einige äußerst gefährlich sein könnten.
In den vergangenen Jahren hat sich der russische Präsident Wladimir Putin sehr deutlich zum Thema Klimawandel geäußert. Wiederholt warnte er vor den Gefahren einer globalen Erwärmung einschließlich eines Schmelzens des Permafrosts und den Folgen für die Ökosysteme seines Landes. In einer Rede vor dem Waldai-Club im Jahr 2020 wies Putin darauf hin, dass 65 Prozent des russischen Territoriums aus Permafrostböden bestehen. Jede ökologische Veränderung habe enorme Folgen für die russische Infrastruktur und könne sich massiv auf die Wirtschaft des Landes auswirken, so der russische Präsident. Er hob hervor:
"Davon betroffen sind unter anderem Pipelinesysteme, Wohngebiete, die auf Permafrostböden gebaut wurden."
"Wenn bis zum Jahr 2100 bis zu 25 Prozent der oberflächennahen Permafrostschichten, das sind etwa drei bis vier Meter, schmelzen, werden wir die Auswirkungen sehr stark spüren."
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