Bei den fortgesetzten Sucharbeiten im Bergwerk Listwjaschnaja in der Stadt Belowo im russischen Gebiet Kemerowo haben die Rettungskräfte 18 weitere Leichen verunglückter Bergleute geortet, wie die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf den Pressedienst der regionalen Verwaltung des Katastrophenschutzministeriums mitteilte. Demnach seien zehn Leichen für eine Bergung aus der Mine vorbereitet worden, die Arbeiten seien jedoch aufgrund der erhöhten Konzentration von Methangas im Bergwerk vorübergehend wieder ausgesetzt worden.
Somit wurde bislang Aufenthaltsorte von insgesamt 29 Toten ermittelt, 11 davon wurden inzwischen an die Oberfläche gebracht. 40 weitere Todesopfer befinden sich nach wie vor noch unter Tage. Dies bestätigte später der Leiter der föderalen Grubenwehreinheit des russischen Katastrophenschutzministeriums Nikolai Medwedew gegenüber Interfax.
Bei einem Treffen mit dem geschäftsführenden Chef des Ministeriums Alexander Tschuprijan sagte er, dass bisher insgesamt 36 Kilometer von den 41 Kilometern Stollen inspiziert worden seien. Bei der Inspektion der Listwjaschnaja-Mine hätten die Grubenretter keine Brandspuren festgestellt, teilte Medwedew ferner gegenüber TASS mit. Derzeit werde das Kohlebergwerk entgast, um die Gaskonzentration von Methan zu verringern, damit die Gefahr einer zweiten Explosion vermieden und die Suche nach den verbleibenden Leichen fortgesetzt werden könne.
Indessen steigt auch die Zahl der Betroffenen, die nach der schweren Havarie medizinische Versorgung benötigen, weiter an. Am Dienstag stieg sie nach TASS-Angaben auf 96 Menschen, darunter 43 Rettungskräfte, die beim Such- und Rettungseinsatz am Unfallort beteiligt waren. Die Gesamtzahl der Geschädigten des Unglücks, einschließlich der 51 Todesopfer, beläuft sich somit jetzt auf 147 Menschen. Der geschäftsführender Katastrophenschutzminister Tschuprijan schloss jedoch ein weiteres Anwachsen der Zahl Betroffener nicht aus.
Der Unfall ereignete sich am Donnerstagmorgen. Dabei kam es im Kohlebergwerk Listwjaschnaja zu einer Rauchentwicklung. Die lokalen Rettungskräfte leiteten einen Sondereinsatz zur Evakuierung der Bergarbeiter ein. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich insgesamt 285 Menschen unter Tage, 239 von ihnen konnten zeitnah aus der Grube gerettet werden. Zu den Todesopfern zählen 46 Kumpel und fünf Rettungskräfte. Als vorläufige Ursache nannte die russische Technikaufsichtsbehörde Rostechnadsor eine starke Freisetzung von Methangas, die zu einer Explosion geführt haben soll.
Nach der Grubenkatastrophe offenbarten Mitarbeiter des Bergwerks sämtliche Missstände im Betrieb, wie etwa erhöhte Methanwerte unmittelbar vor dem Unfall, die die Leitung dauerhaft zu vertuschen versucht haben soll. Auf eine Anfrage des Wirtschaftsmediums RBK wies der Pressedienst des Bergwerks alle diese Vorwürfe zurück.
Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete nach dem Vorfall eine umfassende Untersuchung aller Bergwerke in der Region ein, wobei insgesamt knapp 450 Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften festgestellt wurden. Das russische Ermittlungskomitee und die Generalstaatsanwaltschaft strengten drei Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Unfall an. Im Rahmen der Ermittlung wurden drei leitende Mitarbeiter des Bergwerks Listwjaschnaja und mehrere Rostechnadsor-Beamte festgenommen. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.
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