Polizeieinsatz bei Führung für Impfskeptiker durch Moskauer Corona-Krankenhaus

Die Mitarbeiter eines Corona-Krankenhauses in Moskau haben am Wochenende eine Tour für Impfskeptiker organisiert – damit jene, die die Schwere der Krise herunterspielen, die Lage mit eigenen Augen sehen. Irgendwann geriet die Führung aus den Fugen und endete mit einem Polizeieinsatz.

Vergangene Woche haben sich die Chefärzte mehrerer russischer Krankenhäuser in einem offenen Brief an Politiker und Künstler gewandt, die sich gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen aussprechen. Die Mediziner luden alle Freiwilligen zu einer Führung durch die Intensivstationen ein, um sich ein aktuelles Bild der Lage vor Ort zu machen.

In Moskau folgten nur wenige Menschen der Einladung. Sie kamen zum Krankenhaus Nummer 15 mit Videokameras, Smartphones und Geräten zur Messung elektromagnetischer Strahlung bewaffnet. Unter den Gästen war auch der Blogger Anton Tarasow, der darauf bestand, dass das Coronavirus nicht ansteckend und die Menschen an einer Lungenentzündung durch "die auf den Straßen Moskaus versprühten Chemikalien" erkrankt seien.

Die Tour uferte gleich zu Beginn aus, da sich die Besucher weigerten, einen PCR-Test zu machen. Ihr Argument lautete: Ärzte, die den Test durchführen, könnten sie anstecken. Einige lehnten auch Mundschutz und Schutzausrüstung ab. Es folgte ein hitziger Streit, bei dem die Skeptiker das Krankenhauspersonal anschrien. Ein besonders aggressiver Besucher in schwarzer Skimaske musste von der Polizei hinausgeführt werden.

Von den neun Besuchern ließen sich drei Personen schließlich testen, um die Intensivpatienten besuchen zu können. Trotzdem blieben sie unberührt. "Meine Einstellung hat sich kein bisschen geändert", sagte ein Aktivist zu den Medien.

Chefarzt Waleri Wetschorko beklagte, dass die zu Bildungszwecken geplante Veranstaltung zu einem "Zirkus" entgleist sei. Der Dialog habe nicht geklappt. "Sie wollen die Wahrheit absolut nicht wissen, sie haben mir gesagt, dass man Corona-Kranke mit Penicillin behandeln soll", beschwerte er sich. Die Führung musste vorzeitig beendet werden.

Die russischen Behörden versuchen derzeit, die Impfbereitschaft der Bürger zu erhöhen. Offiziellen Angaben zufolge sind nur 38 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen COVID-19 geimpft. Am Montag meldete der Krisenstab 33.860 neue Corona-Fälle, täglich sterben mehr als 1.000 positiv Getestete.

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