In Russland wurden innerhalb der letzten 24 Stunden 32.196 neue Positiv-Testungen registriert. 999 Personen sind im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sind signifikant: Spitzenreiter bei den Fallzahlen sind die beiden bevölkerungsreichsten Großstädte Moskau (6.631 Fälle auf 12 Millionen Einwohner) und Sankt Petersburg (2.632 auf 5 Millionen Einwohner), während im Autonomen Kreis der Nenzen lediglich 16 Positiv-Testungen registriert wurden.
Denis Prozenko, Chefarzt des Moskauer Corona-Krankenhauses in Kommunarka, schrieb auf Telegram, die Corona-Lage in Russland sei nahezu kritisch, der Impfstand in der Bevölkerung zu niedrig. Er betonte, dass die Lage in den Infektionskrankenhäusern landesweit sehr angespannt sei, die Intensivbetten werden sehr schnell belegt. "Kein Wunder bei einer so niedrigen Impfrate", fügte er hinzu.
Der Arzt forderte die Bürger auf, die Impfung nicht hinauszuschieben, und appellierte an seine Kollegen, Aufklärungsarbeit zu leisten. "Leute, es ist wahr, das Coronavirus ist kein Witz oder Fiktion. Es ist erstaunlich, dass die Leute im zweiten Jahr der Pandemie davon überzeugt werden müssen", schrieb er.
Nach Angaben des Infektiologen Jewgeni Timakow sei es nun notwendig, dass die Bürger durch eine Impfung oder auf natürliche Weise eine Immunität entwickeln, da es keine andere Lösung für das Problem gibt. Auch Gesundheitsminister Michail Muraschko betonte am Donnerstag, dass das russische Gesundheitssystem derzeit enorm belastet ist. Ihm zufolge werden aktuell mehr als eine Million Corona-Patienten behandelt.
Auch die russische Regierung beklagt immer wieder die niedrigen Impfzahlen. Ein Lockdown sei jedoch ein "unerwünschtes Szenario". Dabei führen immer mehr russische Regionen eine Impfpflicht für bestimmte Personengruppen ein, sowie QR-Codes, mit denen Geimpfte, Genesene und Getestete öffentliche Einrichtungen besuchen dürfen.
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