Russland verhandelt über Zulassung ausländischer Corona-Impfstoffe

Moskau steht in Verhandlungen mit den Herstellern ausländischer COVID-19-Impfstoffe über deren Zulassung in Russland. Hierdurch soll der russischen Bevölkerung eine breitere Palette an Corona-Vakzinen angeboten werden, so die Moskauer Epidemiologin Tatjana Ruschenzowa.

Die Mittel solcher Hersteller wie AstraZeneca, Pfizer/BioNTech und Sinopharm könnten in nächster Zukunft auch für russische Bürger erhältlich sein, offenbarte Tatjana Ruschenzowa, die stellvertretende Direktorin für klinische Arbeit am Nationalen Gabritschewski-Forschungsinstitut für Epidemiologie und Mikrobiologie der russischen Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor, in einem Interview dem Radiosender Komsomolskaja Prawda. Sie sagte:

"Die Verhandlungen sind derzeit im Gange. Wir hoffen, dass unsere Bürger nach einiger Zeit eine Wahlmöglichkeit bei importierten Impfstoffen in unserem Land haben werden."

Um ein Zulassungsverfahren auf den Weg zu bringen, müsse man zunächst allerdings alle vorhandenen Daten zu den betroffenen Impfstoffen analysieren und Informationen zu den durchgeführten klinischen Studien sammeln, erklärte die Expertin. Erst dann könne festgestellt werden, inwieweit die jeweiligen Impfstoffe in der Russischen Föderation eingesetzt werden können. Auch die notwendige Dokumentation müsse bei der Registrierung ausländischer Präparate gebührenderweise vereinbart und erstellt werden, hieß es.   

Zugleich sprach sich Ruschenzowa gegen den wachsenden Trend der sogenannten Impf-Touren ins Ausland aus, die russische Reiseagenturen seit kurzem anbieten. Sie erinnerte daran, dass eine Person erst nach 42 Tagen nach der ersten Impfdosis vollständig gegen das Coronavirus immun ist. Innerhalb dieser Zeit bleibe man vor allem bei Auslandsreisen für zahlreiche Atemwegsinfektionen einschließlich COVID-19 stark anfällig, warnte die Epidemiologin. Sie stimmte jedoch zu, dass die russischen Bürger das Recht haben sollten, den Impfstoff zu wählen, der aus ihrer Sicht die beste Wirksamkeit hat.

Russland verzeichnet seit einigen Tagen erneut einen drastischen Anstieg an Corona-Befunden und testpositiven Todesfällen, was die Gesundheitsexperten als Anzeichen einer anrückenden vierten Infektionswelle ansehen. Am Dienstag wurde mit 852 Sterbefällen im Zusammenhang mit COVID-19 innerhalb von 24 Stunden ein neuer Höchststand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Russland registriert. Im selben Zeitraum wurden im Land insgesamt 21.559 neue Fälle nachgewiesen, die meisten davon wie bisher in den russischen Metropolen Moskau und Sankt Petersburg.

Die wachsenden Zahlen führen die Experten auf die weiterhin niedrige Impfrate in Russland zurück. Diese liegt mittlerweile bei rund 30 Prozent. Damit bleibt die russische Regierung hinter ihren ursprünglichen Impfplänen weit zurück.

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