Sacharowa über Bild-Artikel zu Lindemann: Beginnen alle deutschen Nachrichten mit "Doch Putin..."?

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat die Reaktion der Bild-Zeitung auf den Auftritt des deutschen Sängers Till Lindemann beim Militärmusik-Festival in Moskau kritisiert. Russland setze sich auch außerhalb des Wahlkampfes für Freundschaft mit Deutschland ein.

Auf Telegram hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa scharfe Kritik an einer Bild-Publikation zum Auftritt des deutschen Musikers und Rammstein-Frontmanns Till Lindemann beim Militärmusik-Festival "Spasskaja Baschnja" in Moskau geübt. Lindemann hatte beim Festival auf dem Roten Platz das sowjetische Heldenlied "Ljubimi Gorod" (Geliebte Stadt) auf Russisch vorgetragen. In einem Artikel mit dem Titel "Macht Lindemann hier Propaganda für Putin?" spekuliert die Bild unter Berufung auf den FDP-Außenpolitikexperten Alexander Graf Lambsdorff, dass Lindemann auf diese Weise am Wahlkampf des russischen Präsidenten teilnehme.

Sacharowa verwies darauf, dass im September in Russland keine Präsidentschaftswahl, sondern eine Wahl zur Staatsduma stattfindet. Sie machte sich darüber lustig, dass der Bild-Artikel trotzdem von einer angeblichen Wahlkampagne des russischen Staatschefs berichtet:

"Soll ich fragen, ob tatsächlich alle deutschen Nachrichten mit den Worten 'Doch Wladimir Putin ...' beginnen?"

Zudem hob die russische Außenamtssprecherin hervor, dass das internationale Festival "Spasskaja Baschnja" in Moskau jährlich durchgeführt wird und mit dem Wahlkampf in Russland nichts zu tun hat. Sacharowa erinnerte daran, dass das Musikkorps der Bundeswehr im Jahr 2012 ebenfalls an diesem Festival teilgenommen hatte.

Das Lied, welches Lindemann vorgetragen hatte, ist Sacharowa zufolge kein Propagandalied, sondern ein romantisches Musikstück über den Pilotenberuf und die Heimatliebe. Die Sprecherin zitierte zudem den Sänger, der seine Hoffnung geäußert hatte, dass er durch den Auftritt einen Beitrag zur Freundschaft und zum gegenseitigen Verständnis der Völker geleistet habe.

Ihrerseits brachte Sacharowa ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Deutschen trotz der Bemühungen der Bild-Zeitung verstehen werden, dass Russland Deutsche auch außerhalb des Wahlkampfes schätzt und sich für Freundschaft mit Deutschland einsetzt:

"Während wir nie die Vergangenheit vergessen, denken wir an die Zukunft und bieten Freundschaft, eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit und eine vom politischen Umfeld unabhängige Beziehung an."

Die Diplomatin unterstrich, Moskau würde sich gleichermaßen über einen Marsch des Bundeswehr-Musikkorps als auch von einem deutschen Rockstar vorgetragene sowjetische Lieder während eines freundschaftlichen Musikfestivals auf dem Roten Platz freuen.

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