Russland: Kremlkritischer Sender Doschd als "ausländischer Agent" eingestuft

Der Internetsender Doschd wird in Russland nun als "ausländischer Agent" gelistet. Doschd wurde am ersten Jahrestag des vermeintlichen Giftanschlags auf den Oppositionellen Alexei Nawalny in das entsprechende Register des Innenministeriums eingetragen.

Doschd begann im Jahr 2010 mit seiner Live-Übertragung im Internet. Er war der erste Online-TV-Sender in Russland. 

Der Chefredakteur des Senders, Tichon Dsjadko, zeigte sich überrascht von der Entscheidung. "Niemand hat uns darüber informiert", sagte er der Agentur Interfax. Er fügte hinzu, dass der Sender gegen die Entscheidung des Justizministeriums Berufung einlegen werde. 

Auch das Portal Waschnije Istorii (Wichtige Geschichten) wird nun als "ausländischer Agent" gelistet. Die Online-Plattform spezialisiert sich auf investigativen Journalismus. Die Vertreter der Plattform schrieben: "Seit unserer Gründung vor einem Jahr haben wir unseren Lesern nicht vorenthalten, dass wir im Ausland registriert sind. Dieses Register enthält so viele anständige Leute und Medien, dass es einfach unanständig wäre, nicht gelistet zu sein."

Medien und Nichtregierungsorganisationen (NGO), die Geld aus dem Ausland beziehen, müssen sich in Russland als "ausländische Agenten" registrieren lassen und Vermögenswerte offenlegen. Die Bezeichnung ist umstritten, weil sie die Organisationen und Medien stigmatisieren und vor allem einfache Bürger abschrecken soll.

Seit dem Frühjahr dieses Jahres hatte die russische Regierung mehrere Medienhäuser sowie eine Reihe von Journalisten in das Register als "ausländische Agenten" eingetragen. Dazu zählen nun unter anderem die Nachrichtenportale Meduza sowie The Insider. Die Organisation Proekt.media wurde als unerwünscht eingestuft.

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