"Verlust für Russland": Kernphysiker und Mitentwickler von Atombomben Juri Trutnew ist tot

Einer der "Väter" der sowjetischen und russischen Atomwaffen ist tot. Der russische Kernphysiker Juri Trutnew ist am Freitag im Alter von 93 Jahren gestorben. Der russische Atomkonzern Rosatom bezeichnete den Tod des Wissenschaftlers als Verlust für ganz Russland.

Am 6. August ist der sowjetische und russische Kernphysiker Juri Trutnew gestorben. Das Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und einer der führenden Entwickler der sowjetischen Kernfusionswaffen wurde 93 Jahre alt. Der herausragende Wissenschaftler lebte und arbeitete in der einst geheimen Stadt Sarow. Trutnew bekleidete bis zuletzt das Amt des ersten stellvertretenden wissenschaftlichen Leiters des Russischen Föderalen Kernforschungszentrums und des Forschungsinstituts für Experimentelle Physik. Erst vor Kurzem hatte Trutnew sein 70-jähriges Dienstjubiläum gefeiert.

Viele Politiker und Wissenschaftler drückten der Familie des Verstorbenen ihr Beileid aus. Der russische Atomkonzern Rosatom hob die Tätigkeit Trutnews als Wissenschaftler hervor. Sein Name sei für immer in die Geschichte der Kernphysik eingegangen. Dank seiner Entwicklungen werde die Verteidigungsfähigkeit des Landes auf höchstem Niveau aufrechterhalten.

"Das ist ein großer Verlust nicht nur für die Atombranche Russlands, sondern auch für unser ganzes Land, dessen Verteidigungsfähigkeit Juri Alexejewitsch sein langes und ereignisreiches Leben gewidmet hat."

Trutnew wurde am 2. November 1927 in Moskau geboren. In den 1950er und 1960er Jahren arbeitete er mit Wissenschaftlern wie Andrei Sacharow und Jakow Seldowitsch an der Entwicklung von Kernwaffen. Trutnew trug im Kalten Krieg maßgeblich dazu bei, dass die UdSSR im Wettlauf mit den USA einen nuklearen Schutzschild aufbauen und letztlich ein strategisches Kräftegleichgewicht erreichen konnte.

Aufgrund des von Trutnew entwickelten Prinzips wurde die Atombombe RDS-37 gebaut, die am 22. November 1955 erfolgreich getestet wurde. Ihre Sprengkraft betrug 1,6 Megatonnen. Am 30. Oktober 1961 wurde auf der Insel Nowaja Semlja die berühmte AN602-Atombombe (bekannt auch als Zar-Bombe) getestet. Dabei verwendete man aus Sicherheitsgründen nur die Hälfte der Ladung. Die Sprengkraft betrug bei dem Test 58 Megatonnen. Die durch die Explosion ausgelöste Druckwelle umrundete fast dreimal den Planeten.

Trutnew setzte sich außerdem für die friedliche industrielle Nutzung von Atomsprengsätzen ein. Die Besonderheit solcher Bomben bestand darin, dass sie die Umwelt kaum verschmutzen. Einige solcher Atomsprengsätze kamen zum Einsatz: In den 1960er Jahren wurde damit in der Sowjetrepublik Kasachstan ein künstlicher 20 Millionen Kubikmeter großer See geschaffen, der den Namen Tschagan bekam. Der Wissenschaftler badete in dem See, um zu zeigen, dass das Wasser dort unschädlich ist.

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