Russland steigert Ambitionen bei Wasserstoffenergie – Bald Produktion von blauem Wasserstoff?

Moskau arbeitet an einem Plan für eine inländische Wasserstoffproduktion im kommenden Jahrzehnt. Eine neu gegründete Arbeitsgruppe unter der Führung des russischen Premierministers Michail Mischustin soll alle Wasserstoffprojekte des Landes koordinieren.

Mit der Einsetzung einer neuen Arbeitsgruppe zur Koordinierung von Wasserstoffprojekten unter der Führung des russischen Premierministers Michail Mischustin will Russland auf die Erwartungen an die Energiewende in den kommenden Jahren reagieren.

Moskau geht davon aus, dass die heimische Nachfrage weiterhin stark von Öl und Gas abhängen wird, was bedeutet, dass ein Großteil der Wasserstoffproduktion für den Export bestimmt sein wird. Angesichts der hohen Erdgasproduktion ist das Land verständlicherweise auch an der Wasserstoffproduktion interessiert, da seine Nachbarregionen Europa und der Nahe Osten ihr Interesse sowohl an der Entwicklung als auch an der Einfuhr von Wasserstoff für das kommende Jahrzehnt bekunden.

Russland plant den Start der Produktion von blauem Wasserstoff, wobei die Technologie zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) an den Erdgasstandorten des Landes zum Einsatz kommen soll.

Die neue Arbeitsgruppe besteht aus den Präsidenten und Vizepräsidenten der nationalen Gasunternehmen Gazprom und Nowatek sowie aus Vertretern der Ölindustrie und mehrerer weiterer Unternehmen und Ministerien. Die Gruppe wird von Alexander Nowak, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und ehemaligen Energieminister Russlands, geleitet.

Gazprom ist bereits seit mehreren Jahren an Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff interessiert und hat unter anderem einen Plan für wasserstoffbetriebene Züge vorgelegt. Das Unternehmen schlägt nun vor, dass einer der beiden Stränge der neuen Gaspipeline Nord Stream 2, die Russland mit Deutschland verbindet, in den 2030er-Jahren für den Transport von Wasserstoff genutzt werden könnte.

Kürzlich hat das Unternehmen Vereinbarungen unterzeichnet, um die Integration von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, Ammoniakproduktion und Windkrafterzeugung in seine bestehenden Gasproduktionsstätten zu prüfen. Die Ölkonzerne Rosneft und Gazprom Neft verfügen über Erfahrung mit der Produktion von grauem Wasserstoff in ihren Raffinerien und stellen ihr Fachwissen zur Verfügung.

Den Plänen zufolge sollen die ersten Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff durch Kohlenstoffabscheidung und -speicherung bereits im Jahr 2023 in Betrieb genommen werden. Auch die Schaffung von Produktionskapazitäten von grünem Wasserstoff könnten bereits in Arbeit sein, da die Gruppe laut eigenen Angaben beabsichtigt, Versuche zur Wasserstofferzeugung aus Wasser und anderen erneuerbaren Energien durchzuführen.

Seit der Einsetzung der Arbeitsgruppe in diesem Monat haben einige Unternehmen bereits Pläne für die heimische Produktion und Verwendung von Wasserstoff angekündigt.

Noch im Juni teilte Nowak mit, dass Russland einen Anteil von 20 Prozent am weltweiten Wasserstoffmarkt anstrebt und die Regierung in den kommenden zwei Monaten einen Wasserstoffplan verabschieden wird. Dieser soll verschiedene Szenarien für die russische Wasserstoffproduktion sowie potenzielle Exportmärkte aufzeigen.

Die russische Energiestrategie sieht vor, bis ins Jahr 2024 200.000 Tonnen Wasserstoff zu exportieren. Bis 2035 soll diese Zahl auf zwei Millionen Tonnen erhöht werden. Sollte die Nachfrage jedoch die Erwartungen übertreffen, könnte Russland seine Wasserstoffindustrie viel schneller ausbauen, um deutlich größere Mengen der sauberen Energie zu exportieren.

Moskau plant bei der Entwicklung seiner Wasserstoffindustrie im kommenden Jahrzehnt eng mit mehreren anderen Staaten mit hoher Nachfrage und Produktion zusammenzuarbeiten, darunter Deutschland, Frankreich, Australien, Japan, Südkorea und Saudi-Arabien.

Einem Bericht des Consulting-Unternehmens Deloitte zufolge wird der Wasserstoffverbrauch im europäischen Verkehrssektor bis ins Jahr 2050 50 Millionen Tonnen erreichen. Die Nachfrage der europäischen Industrie könnte zu diesem Zeitpunkt bei 45 Millionen Tonnen liegen.

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Informationen zu den unterschiedlichen Wasserstoffarten können zum Beispiel der kleinen Wasserstoff-Farbenlehre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entnommen werden.