"Escobars Privatgefängnis" – Unterirdischer Bunker mit Krematorium nahe Sankt Petersburg gefunden

Nahe Sankt Petersburg ist ein unterirdisches Gefängnis entdeckt worden. Laut lokalen Medien befinden sich in dem Betonbunker Gefängniszellen und ein Krematorium. Das Bauwerk ist zerstört und verlassen. Das Anwesen soll einem Mann namens Escobar gehört haben.

Die russische Nachrichtenagentur 47news hat von einem gruseligen Bau auf einem Gartengelände nahe Sankt Petersburg berichtet. Es handele sich um ein Gefängnis, vermutlich mit einem Krematorium. In dem Bericht heißt es, dass sich unter einer Datscha ein kompletter Gefängniskomplex befunden haben soll. Anwohner behaupten, dass der oberirdische Teil des Gebäudes etwa im Jahr 2010 errichtet wurde. Jetzt ist das Haus zerstört und die Räume darunter sind teils überflutet.

Den Fotos nach zu urteilen wurde hinter einem hohen Zaun unter einer unscheinbaren Datscha ein Betonbunker als Untersuchungsgefängnis eingerichtet. Die Fotos zeigen mehrere vergitterte Kameras, Gefängniszellen und einen Kontrollraum. Die Ermittler gehen davon aus, dass die vorgeblichen Betreiber des Untergrundgefängnisses die "Häftlinge" glauben machen wollten, sie befänden sich in einem echten Staatsgefängnis.

Der schrecklichste Fund wurde im Badehaus für die "Häftlinge" gemacht. Darunter befand sich eine Art Ofen, in dem ein Erwachsener hätte Platz finden können. Laut Journalisten könnte diese Feuerstelle als Krematorium genutzt worden sein.

47news schätzt die Kosten für das Anwesen samt "Privatgefängnis" auf bis zu 425.000 Euro.

Bald nach der Veröffentlichung des Artikels über den Fund stellte sich heraus, dass die Journalisten nicht die ersten waren, die von dem Haus mit dem unterirdischen Gefängnis erfahren hatten. Eine Quelle in der Regionalabteilung des Innenministeriums sagte, dass Ermittler aus Sankt Petersburg vor einem Jahr sowohl das Haus als auch den Bunker durchsucht hätten. Ein Polizeisprecher teilte mit:

"Tatsächlich ist diese Geschichte über ein Jahr her. Sankt Petersburger Ermittler kamen während einer Mordermittlung zu dieser Adresse. Das heißt, sowohl das Gefängnis als auch die Datscha wurden vor langer Zeit entdeckt. Details zu den Ermittlungen wurden nicht bekannt gegeben."

Die Journalisten nennen einen Mann namens Mkrttschjan den letzten Besitzer des Anwesens samt unterirdischem Gefängnis. Einige Medien behaupten, dass dieser im Jahr 2004 wegen Geiselnahme verurteilt worden sei. Kurios: Der vermeintliche Besitzer änderte im Jahr 2010 seinen armenischen Nachnamen Mkrttschjan in Escobar. Ob er den kolumbianischen Drogenbaron als Vorbild sah, ist unklar.

Nach Angaben von Alexander Michailow, dem ehemaligen Leiter einer Abteilung beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB, wurden während seiner Dienstjahre "private" Gefängnisse ähnlich dem nahe Sankt Petersburg nur im Nordkaukasus entdeckt. In Zentralrussland sei ihm so etwas nie untergekommen. Er erklärte:

"Im Nordkaukasus hat es solche Gefängnisse gegeben, in denen entführte Menschen untergebracht wurden. Private Gefängnisse sind in bestimmten Feudalstaaten nicht neu. Aber die Tatsache, dass es eins in Sankt Petersburg gibt, ist absolut extrem. Obwohl es natürlich viele Perverse gab, die Menschen einsperrten, in die Sklaverei trieben und für sie solche Häuser bauten."

Laut Michailow werden solche Gefängnisse entweder von Kriminellen oder von Menschen mit psychischen Störungen gebaut. Der ehemalige FSB-Beamte stellte fest:

"Wir müssen davon ausgehen, dass solche Dinge in der Regel nur bei Menschen mit psychischen Anomalien oder bei offenkundigen Schurken auftreten, denen das menschliche Leben nichts bedeutet. Das sind offensichtliche Anomalien. Besonders, dass es dort ein Krematorium gab."

Michailow ist der Meinung, dass die Polizei verpflichtet sei, die Entdeckung des unterirdischen Gefängnisses nahe Sankt Petersburg gründlich zu untersuchen. Gleichzeitig stellte er fest, dass dabei gewisse Verfahrensschwierigkeiten auftreten könnten, denn um eine gründliche Ermittlung durchzuführen, müsse man verstehen, wer das Opfer sei. Sobald die mutmaßlichen Eigentümer dieser Datscha bekannt seien, so Michailow, könne dies Anlass für weitere Überprüfungen und die Einleitung eines Strafverfahrens geben.

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