Insgesamt sind es schon bald 18 Jahre, in denen Wladimir Putin das höchste politische Amt Russlands bekleidet, hinzu kommen vier Jahre als Regierungschef. Im letzten Jahr wurde über die Verfassungsänderung russlandweit abgestimmt, wonach es für ihn theoretisch möglich wird, bis zum Jahr 2036 zu regieren. Bis Ende seiner aktuellen Amtszeit bleiben noch knapp drei Jahre.
Ob er auch für die nachfolgenden Amtsperioden kandidieren wird, lässt der russische Präsident zwar offen. Dennoch halten sowohl Anhänger Putins als auch seine Gegner dieses Szenario für sehr wahrscheinlich.
Dabei wird oft über die Frage diskutiert, ob das politische System stabil sein könne, wenn es auf eine starke Figur ausgerichtet ist. Die Kritiker, insbesondere im Westen, weisen darauf hin, dass Wladimir Putin angeblich aus Angst vor juristischer Verfolgung so lange regiere. Der Korrespondent des US-Senders NBC, Keir Simmons, kam auf dieses Thema zum Ende seines einstündigen Gesprächs mit dem russischen Präsidenten zu sprechen.
"Glauben Sie, je länger Sie an der Macht sind, je länger es niemanden gibt, der Sie ersetzt, werden Sie einen Nachfolger haben und dann wird das alles auf einmal zusammenbrechen?", fragte er.
"Und was soll über Nacht einstürzen?", fragte Putin zurück und erinnerte seinen Gesprächspartner an den Zustand Russlands zu Beginn seiner ersten Amtszeit. "Wenn man sich die Situation im Jahr 2000 ansieht, als Russland kurz davorstand, seine Souveränität und territoriale Integrität zu verlieren, war die Zahl der Menschen unterhalb der Armutsgrenze kolossal und katastrophal, das BIP sank unter die Sockelgrenze, wir hatten 12 Milliarden an Devisenreserven, und das Land hatte Schulden in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar."
Jetzt habe man zwar hier und da Probleme, aber die Situation sei völlig anders, so Putin. "Eines Tages wird eine andere Person kommen, um mich zu ersetzen. Und warum sollte das alles zusammenbrechen?" Es sei gut, dass Menschen mit unterschiedlichen Ansichten auf der politischen Bühne auftreten können.
Putin betonte, dass er seine Nachfolger gerne unterstützen würde, wenn diese konstruktiv und mit Liebe zum Vaterland agieren und ihr Leben genauso wie er der "Stärkung Russlands" widmen würden.
"Ich bin mir sicher, dass die Grundlagen der russischen Staatlichkeit, der russischen Wirtschaft, des politischen Systems so beschaffen sein werden, dass sie fest auf ihren Füßen stehen und mit Zuversicht in die Zukunft blicken werden."
Auf die Frage des Journalisten, ob Putin von seinem Nachfolger gleichen Schutz erwarte, wie er es selbst bei der Amtsübernahme Ende des Jahres 1999 seinem Vorgänger Boris Jelzin versprochen habe, sagte Putin, dass dies für ihn kein Thema sei. "Das Wichtigste ist das Schicksal des Landes und seiner Menschen."
Der NBC-Korrespondent zeigte im Gespräch großes Interesse daran, auch über das Verhältnis des russischen Präsidenten zur Opposition in seinem Land zu sprechen. "Warum haben Sie Angst vor Opposition, Herr Präsident?", fragte er.
"Wer sagt Ihnen, dass die Opposition uns oder mir Angst macht? Wer hat das Ihnen gesagt? Wissen Sie, das ist sogar lustig", antwortete Putin.
Er wies darauf hin, dass in Russland 32 Parteien am politischen Leben teilnehmen. Die Kritik am sogenannten Agenten-Gesetz, das Andersdenkende angeblich unterdrücke, ließ Putin nicht gelten. Er zog einen Vergleich mit einem ähnlichen US-amerikanischen Gesetz aus den 1930er-Jahren und wies darauf hin, dass dessen russisches Pendant viel "sanfter" sei. Die Förderung der "sogenannten Zivilgesellschaft" aus dem Ausland bezeichnete Putin als "Einmischung".
"Sie werden aus dem Ausland finanziert, entsprechende Handlungsanweisungen werden vorbereitet, Aktivisten werden im Ausland ausgebildet, und wenn unsere offiziellen Strukturen das sehen, treffen wir, um solche Einmischungen in unsere inneren Angelegenheiten zu verhindern, entsprechende Entscheidungen und Gesetze, und die sind milder als Ihre", sagte Putin.
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