Russische Zentralbank: US-Sanktionen sind anhaltendes Risiko, aber Nationalreserven halten alles aus

Weitere mögliche US-Sanktionen stellen für Russland ein anhaltendes Risiko dar. Das Land hat jedoch seine Bargeldreserven erhöht und die Bankenpolitik geändert, um mögliche Risiken unter Kontrolle zu halten, so die Chefin der Zentralbank.

Elwira Nabiullina, die Chefin der russischen Zentralbank, hat dem US-amerikanischen TV-Sender CNBC ein Interview gegeben. Hierin erklärte sie, dass weitere mögliche Sanktionen Washingtons zwar ein Risiko für Russland darstellen, dank der russischen Reserven aber leicht zu überstehen sind. Sie sagte:

"Deshalb ist unsere Geldpolitik wie auch die Fiskalpolitik und die gesamte makroökonomische Politik ziemlich konservativ."

Sie fügte hinzu, dass Russland über Reserven verfügt, die groß genug sind, "um allen finanziellen oder geopolitischen Szenarien standzuhalten."

Russland steht seit dem Jahr 2014 einer Reihe von Sanktionen aus Washington gegenüber. Das Land war gezwungen, seine Wirtschaft so zu verwalten, dass es gegen alle möglichen zukünftigen Maßnahmen abgesichert ist. Auch dieses Jahr wurde Moskau nach den Vorwürfen, sich in die US-Wahlen eingemischt und die Vergiftung des vom Westen unterstützten Videobloggers Alexei Nawalny angeordnet zu haben, mit weiteren Einschränkungen belegt.

Eine Möglichkeit, sich gegen Sanktionen zu wehren, sei es, viel Geld in Reserve zu halten, hob Nabiullina hervor und merkte an, dass Russlands Finanzpolster sehr diversifiziert sei. Außerdem sei die Entdollarisierung Teil einer breit angelegten russischen Agenda, um Fremdwährungsrisiken zu entgegenen.

Im Februar änderte Moskau die Struktur seines Nationalen Vermögensfonds, indem man chinesische Yuan und japanische Yen hinzufügte und den Anteil von US-Dollar und Euro auf jeweils 35 Prozent senkte. Der Fonds hält auch britische Pfund.

Russland verfolgt bereits seit geraumer Zeit eine Entdollarisierungsstrategie. In den vergangenen Jahren gab es keine Anzeichen für eine Verlangsamung in dieser Richtung. Die US-Währung, die vom stellvertretenden russischen Außenminister Sergei Rjabkow als "giftig" bezeichnet wurde, findet im internationalen Handel mit Moskau immer seltener Verwendung. Der Kreml begleicht Rechnungen bevorzugt in Rubel oder in der nationalen Währung des Handelspartners.

So ist im ersten Quartal 2020 der US-Dollaranteil im Handel zwischen Peking und Moskau erstmals unter 50 Prozent gefallen. Noch vier Jahre zuvor machte dieser Wert über 90 Prozent der bilateralen Währungsabrechnungen aus.

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