Entdollarisierung: Anteil der in US-Dollar abgewickelten russischen Exporte fällt unter 50 Prozent

Der Anteil der in US-Dollar abgewickelten russischen Exporte fiel unter 50 Prozent. Ein erheblicher Teil des beispiellosen Rückgangs der Verwendung der US-Währung wurde nach Angaben der russischen Zentralbank im Handel mit China verzeichnet.

Der Anteil der in US-Dollar abgewickelten russischen Exporte fiel unter 50 Prozent. Der Rückgang im letzten Vierteljahr 2020 spiegelt die Politik Moskaus wider, die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom US-Dollar zu verringern. 

Ein erheblicher Teil des beispiellosen Rückgangs der Verwendung der US-Währung wurde nach Angaben der russischen Zentralbank am Montag im Handel mit China verzeichnet. Mehr als drei Viertel des Handelsumsatzes zwischen den beiden Ländern werden in Euro abgewickelt. Der Anteil der Euro-Transaktionen an den Gesamtexporten Russlands stieg um mehr als zehn Prozentpunkte auf 36 Prozent, wie die Daten zeigen.

In den letzten Jahren haben Russland und China den Anteil der US-Dollartransaktionen zugunsten von Abrechnungen in den nationalen Währungen verringert. Im Januar berichtete die russische Botschaft in China, dass es Moskau und Peking in den vergangenen neun Monaten gelungen sei, das Volumen der Abrechnungen in nationalen Währungen auf 25 Prozent zu erhöhen.

Im ersten Quartal 2020 fiel der in US-Dollar geführte Handel zwischen Russland und China zum ersten Mal unter 50 auf 46 Prozent. Dies bedeutete einen deutlichen Rückgang, denn im Jahr 2018 lag er noch bei 75 Prozent. Im Jahr 2015 war der Anteil der US-amerikanischen Währung an den bilateralen Transaktionen zwischen Moskau und Peking mit 90 Prozent sogar noch höher. Der russische Außenminister Sergei Lawrow kündigte unlängst bei einem Staatsbesuch im chinesischen Guilin an, dass beide Staaten das Sanktionsrisiko verringern könnten, wenn sie ihre finanzielle Unabhängigkeit stärken würden. Gemeint war dabei ein Abkoppeln von westlichen Zahlungssystemen.

Die geringere Rolle des US-Dollars im internationalen Handel ist vor allem auf den anhaltenden Handelskrieg zwischen den USA und China zurückzuführen. Die Abkehr Pekings von Washington fiel auch mit der Entdollarisierungspolitik des Kreml zusammen, die bereits im Jahr 2014 als Folge der Sanktionen westlicher Staaten gegen Moskau vor dem Hintergrund des Konfliktes auf der Krim begann.

Mehrere von den USA verhängte Strafmaßnahmen und Sanktionen veranlassten Russland längst dazu, neue Wegen zu suchen, um seine Wirtschaft zu schützen, indem es die Rolle des US-Dollar als Abrechnungswährung in seiner Wirtschaft verringert. 

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