Russlands Gesundheitsminister über COVID-19: Gespräche über dritte Welle verfrüht

Gespräche über eine mögliche dritte Welle in der COVID-19-Pandemie in Russland sind verfrüht, erklärte Russlands Gesundheitsminister Muraschko auf eine gegensätzliche Aussage seiner Stellvertreterin Semjonowa. Massenimpfungen seien früh abzuschließen, so der Minister.

Michail Muraschko, Russlands Gesundheitsminister, und seine Stellvertreterin Tatjana Semjonowa haben am 30. März gegensätzliche Vorhersagen zum weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie in Russland gegeben. Auf einer Konferenz unter dem Motto "Woche der medizinischen Bildung" am Dienstag zeigte sich Semjonowa pessimistisch. Die Inzidenzen in Russland würden auf die Möglichkeit einer dritten Welle im Land hinweisen, erklärte sie. TASS  zitiert:

"Leider erfasste die zweite Welle des Coronavirus-Infekts noch den Jahresbeginn 2021. Und jetzt erlauben die Inzidenzen und die Krankeitsverläufe, auch von einer dritten Welle des Coronavirus-Infekts zu sprechen."

Der Minister für Gesundheitswesen selbst hält diese Prognose jedoch für übermäßig pessimistisch. Den Vorhersagen einer möglichen dritten Welle hielt er in der Livesendung Doc-Talk im Perwy Kanal am Dienstag entgegen:

"Heutzutage fällt die Inzidenz täglich, daher ist es noch verfrüht, über eine dritte Welle zu sprechen."

Auch bezüglich des Aufbaus der Kollektivimmunität gab sich Michail Muraschko gleich in zweierlei Hinsicht deutlich zuversichtlicher. Erstens sehen optimistischere Prognosen einen deutlich früheren Abschluss der Massenimpfungen der russischen Bevölkerung voraus. Diese sieht der Minister als berechtigt an, da die Produktionskapazitäten und Vorräte der Impfstoffe ausreichen. Zweitens, wie von Kommersant sinngemäß zitiert, halte die nach einer eventuellen Erkrankung mit COVID-19 erlangte Immunität etwa ein halbes Jahr an, weshalb Betroffene selbst zumindest nicht mehr schwer erkranken können.

Zuvor, am 22. März, lobte der russische Gesundheitsminister bei einer Videokonferenz mit Präsident Wladimir Putin und Vertretern der Regierung, der Behörden und der Industrie die gute Koordination bei der Herstellung der Impfstoffe und insbesondere bei der Qualitätskontrolle unter Mithilfe der russischen Atombehörde Rosatom. Die Durchsatzkapazitäten der Impfzentren habe hierdurch faktisch verdreifacht werden können, hieß es.

Auf derselben Konferenz hatte Tatjana Golikowa, Vorsitzende der Rechnungskammer der Russischen Föderation, eine Vorhersage abgegeben, wonach sich eine kollektive Immunität gegen COVID-19 in Russland sich erst im Juli oder August 2021 einstellen würde. Sie schloss jedoch für die Herstellung und Verabreichung der Impfstoffe kürzere Fristen nicht aus.