Die Leichenschau Körperwelten gilt als eine der bestbesuchten Ausstellungen weltweit. Sie wurde erstmals im Jahr 1995 in Tokio präsentiert. Mehr als 50 Millionen Menschen haben sie bisher gesehen. Seit dem 12. März kann die anatomische Sammlung erstmals in der russischen Hauptstadt Moskau besichtigt werden.
Der Erfinder des umstrittenen Konzepts ist der deutsche Anatom Gunther von Hagens. Er entwickelte eine besondere Art der Leichenkonservierung, die sogenannte Plastination. Alle biologischen Flüssigkeiten in den ausgestellten Körpern wurden durch Polymere ersetzt. Die Leichen bleiben somit in einwandfreiem Zustand, Oberflächen und Strukturen werden unverändert dargestellt.
Überall dort, wo die Schau tourt, zieht sie nicht nur zahlreiche Besucher an, sondern auch Kritik seitens Geistlicher und von Menschenrechtsorganisationen auf sich. Auch in Russland kam es nicht anders. Orthodoxe Aktivisten und die Kommunistische Partei waren die ersten, die die Ausstellung kritisierten. Ihnen zufolge habe die Schau nichts mit einem traditionellen anatomischen Museum zu tun. Die Partei forderte das Kulturministerium auf, die Ausstellung zu verbieten.
Den Politikern zufolge könne das Zurschaustellen menschlicher Körper und Organe die Psyche schädigen, solche Ausstellungen sollten nur in hoch spezialisierten Institutionen stattfinden. Auch Aktivisten der ultraorthodoxen Bewegung "Sorok Sorokow" appellierten an die Staatsanwaltschaft und forderten eine Untersuchung der Schau.
"Für einen orthodoxen Christen sind Tod und Einstellung zum menschlichen Körper heilig. Eine Person, die Leichen zur Schau stellt, verstößt gegen unsere Vorstellung einer ehrfürchtigen Haltung gegenüber einer Person nach dem Tod", sagte der Koordinator Andrei Kormuchin der Agentur RIA Nowosti.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung wies Alexander Bastrykin, Chef des Ermittlungskomitees, die Beamten an, eine Überprüfung der Ausstellung durchzuführen. Es müsse festgestellt werden, ob sie moralische Werte und die Gefühle von Gläubigen verletzt, erklärte Bastrykin.
Die Veranstalter betonen indes, dass die Ausstellung allen gesetzlichen Anforderungen entspricht. Ihr Ziel sei es, den Besuchern ein besseres Verständnis des menschlichen Körpers zu vermitteln. Die Exponate zeigten anatomische Aspekte "in einem Format, das nicht in Büchern oder Bildern reproduziert werden kann".
Je mehr sich die Kontroverse ausweitete, desto größer wurde das Interesse der Moskauer. Vergangenes Wochenende standen trotz eisiger Temperaturen mehrere Hundert Menschen, die sich die Leichen ansehen wollten, vor dem Gebäude Schlange.
Nicht nur in Russland müssen die Veranstalter der Ausstellung Kritik einstecken. Obwohl Hagens darauf besteht, dass alle Leichen und Körperteile mit der Zustimmung der Verstorbenen gespendet wurden, musste er im Jahr 2004 sieben Leichen an China zurückgeben. Hagens wurde vorgeworfen, Körper hingerichteter Strafgefangener präpariert zu haben.
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