Berufung abgelehnt: Nawalny muss in Haft

Am 20. Februar bestätigte das Moskauer Stadtgericht das Urteil im Prozess gegen den russischen Oppositionellen Alexei Nawalny. Somit ist Nawalny mit seiner Berufung gescheitert und muss für mehrere Jahre in Haft. Die Haftdauer wurde jedoch um eineinhalb Monate verkürzt.

Das Moskauer Stadtgericht hat am Samstag eine Berufung gegen das Urteil im Fall Nawalny abgelehnt und die ursprünglich gefällte Entscheidung bestätigt, wonach eine Bewährungsstrafe in eine Haftstrafe umzuwandeln ist. Gleichzeitig rechnete das Gericht eineinhalb Monate an, die Nawalny von Dezember 2014 bis Februar 2015 unter Hausarrest verbracht hatte.

Nawalny selbst bezeichnete das Urteil als absurd. Ihm zufolge habe er sich nicht vor den Strafvollstreckungsbehörden versteckt und somit nicht gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen. Während der Sitzung am Samstag zitierte er die Bibel, aus "Harry Potter" und der US-amerikanischen Zeichentrickserie "Rick and Morty". In seinem Abschlussplädoyer bot Nawalny dem Richter an, mit ihm über Gott zu sprechen. Er erklärte, er habe sich früher für einen militanten Atheisten gehalten, jetzt aber helfe ihm der Glaube. Zudem erinnerte Nawalny an die Worte von Luna Lovegood, einer Figur in "Harry Potter", die sagte, es sei wichtig, sich nicht allein zu fühlen. Laut Nawalny versuchen die Behörden, genau dies zu erreichen. Anschließend zitierte Nawalny Rick Sanchez, einen Charakter aus der beliebten US-amerikanischen Zeichentrickserie "Rick und Morty":

"Zu leben heißt alles zu riskieren. Andernfalls bist du lediglich ein träger Haufen willkürlich zusammengesetzter Moleküle, die entlang des Stromes unseres Universums fließen."

Um 14:00 Uhr Moskauer Zeit begann eine weitere Gerichtsverhandlung gegen Nawalny wegen Verleumdung eines Weltkriegsveteranen. Falls ihn das Gericht in diesem Fall für schuldig befindet, drohen ihm eine Geldstrafe bis zu einer Million Rubel (rund 11.000 Euro) oder eine Arbeitsauflage bis zu 240 Stunden.

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