Warum hält Putin die Corona-Regeln nicht ein? – Der Kreml gibt Erklärung ab

Die Zahl der COVID-Fälle in Russland ist seit Wochen hoch. Trotzdem zeigt sich der russische Präsident Wladimir Putin niemals mit Maske. Ist das eigentlich vorbildlich, fragen die russischen Journalisten.

Am Donnerstag besuchte Wladimir Putin das Russische Föderale Nuklearzentrum in der Stadt Sarow. Er legte dort Blumen an einem Denkmal nieder, führte eine Videokonferenz durch und sprach mit dem Gouverneur. Es war ein ganz normaler Arbeitsbesuch. 

Den Journalisten fiel dabei auf, dass sowohl das Staatsoberhaupt als auch seine Gesprächspartner keine Masken trugen und sich die Hände schüttelten. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet, machten sie den Kremlsprecher Dmitri Peskow darauf aufmerksam. Peskow wies auf den starken Anstieg der COVID-19-Erkrankungen in Russland in den letzten 24 Stunden hin. Gleichzeitig bemerkte er, dass bei den Treffen die soziale Distanz nicht eingehalten wurde. 

"Es wurden die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die epidemiologische Sicherheit des Präsidenten zu gewährleisten", antwortete Peskow. Er weigerte sich jedoch anzugeben, um welche Art von Maßnahmen es sich dabei handelte.

Der Sprecher des Präsidenten wurde gefragt, ob der Kreml das Staatsoberhaupt nicht als Vorbild für viele Russen betrachte, und ob er die Gefährlichkeit der Situation und die Notwendigkeit persönlicher Sicherheitsmaßnahmen hätte aufzeigen sollen.

Natürlich ist es wichtig, aber im Falle des Präsidenten sollte man nicht vergessen, dass auch bei den Menschen, die sich mit ihm treffen, die epidemiologische Sicherheit ausreichend gewährleistet ist. Dies ist nicht bloß eine unkontrollierte Massenkommunikation", sagte der Sprecher des Präsidenten.

Zu den Worten des Journalisten, gewöhnliche Russen wüssten es nicht, sagte Peskow: "Jetzt werden sie es mit unserer und Ihrer Hilfe erfahren."

Viele westliche Medien behaupten, Putin befinde sich seit Monaten in der Selbstisolation. Das ist nicht so. Er verlässt regelmäßig seine Residenz in Nowo-Ogarjewo und nimmt an Veranstaltungen teil. So empfing der russische Präsident am Dienstag im Kreml ausländische Botschafter. Am Tag der nationalen Einheit am 4. November besuchte er ein Museum und traf sich mit Mitgliedern einer Jugendorganisation.

Der russische Impfstoff SputnikV gegen COVID-19 wird derzeit weiterhin an Tausenden Freiwilligen getestet. Nach den letzten Angaben beträgt die Zuverlässigkeit der neuen Vakzine bis zu 95 Prozent. Viele russische Beamter, Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben sich mit SputnikV freiwillig impfen lassen.

Solange es keine breite Impfung gebe, könne das Staatsoberhaupt nicht als Freiwilliger an der Impfung teilnehmen, sagte Peskow am Dienstag. 

Bald werden alle Verfahren abgeschlossen sein, und dann, wenn er es für notwendig erachtet, wird er darüber informieren", sagte der Sprecher des Präsidenten.

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