Ein neues russisches Medikament zur Behandlung schwerer Lungenläsionen erwies sich in vorläufigen klinischen Vorversuchen bei COVID-19-Patienten als durchaus erfolgsversprechend. Das neue Medikament mit dem Namen "Surfactant-BL" schützt Lungenbläschen vor dem Kollabieren und sichert so auch bei schwer angeschlagener Lunge noch eine deutlich bessere Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers. Dies berichtete die Zeitung Iswestija unter Berufung auf die Erfahrungen von Medizinern in Sankt Petersburg, Moskau, Tjumen und Syktywkar am 8. September.
Wie Andrei Bautin, Leiter des Forschungslabors für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Nationalen Medizinischen Forschungszentrums "W. A. Almasow", in seiner Publikation erläuterte, wurde das Medikament den Patienten durch Inhalation verabreicht, wobei diese Prozedur zweimal täglich jeweils 30 Minuten lang durchgeführt wurde. In der Praxis des Zentrums, wo COVID-19-Patienten von Mai bis August 2020 behandelt wurden, ist der auch weltweit etwa fünf Prozent betragende Anteil von Patienten mit einem schwerem Krankheitsverlauf bestätigt worden. Von diesen wiederum starben, ebenfalls wie im weltweiten Durchschnitt, etwa vier Fünftel. Im Almasow-Forschungszentrum konnte man diesen Anteil der Sterberate auf insgesamt etwas weniger als ein Sechstel durch den Einsatz des neuen Medikaments verringern. Das Ergebnis der ersten klinischen Erprobung speziell von "Surfactant-BL" war sogar noch vielversprechender – Bautin stellte folgende Zahlen vor:
In der Gruppe von 28 Patienten mit schwerem Verlauf der Infektion COVID-19, die mit dem Surfactant behandelt wurden, erholten sich 24.
Die Zeitung gibt ferner an, dass im Perinatalzentrum der Stadt Tjumen 16 schwangere Frauen und Gebärende mit schwerem Verlauf von COVID-19 mit "Surfactant-BL" behandelt wurden – und keine dieser Patientinnen musste an Beatmungsgeräte angeschlossen werden.
Marina Schwetschkowa, stellvertretende Chefärztin des Zentrums und Leiterin des dortigen Anästhesie- und Reanimationsdienstes, attestiert dem Medikament:
Das "Surfactant" funktioniert definitiv: Es entfaltet eine schützende Wirkung, und die Lungenbläschen verkleben nicht.
Das sogenannte Surfactant selbst ist eine Flüssigkeit, welche die Lungenbläschen von innen heraus spült, heißt es in der Veröffentlichung. Es wird erklärt, dass die Abkürzung "BL" im Namen des Medikaments passenderweise für "бычьи лёгкие" (bytschji ljogkije, dt.: "Bullenlunge") steht – denn der entscheidende Wirkstoff wird aus Lungen von Rindern gewonnen, schreibt die Zeitung.
Es ist geplant, nach den noch erforderlichen Studien die Verwendung von "Surfactant-BL" in die Empfehlung des Gesundheitsministeriums zur Behandlung von Patienten mit COVID-19 aufzunehmen, heißt es in der Publikation. Allerdings mutet es logisch an, dass die aus Bullenlungen gewonnene Arznei auch zur Behandlung anderer Gebrechen eingesetzt wird, die ein ähnliches Krankheitsbild in Bezug auf die menschliche Lunge zeigen.
Ebenfalls am 8. September meldete das russische Gesundheitsministerium, dass die erste Charge des russischen Impfstoffs "Sputnik V" zur Prävention von COVID-19 in den medizinischen Verkehr gebracht wurde. Seine Auslieferung an die Regionen Russlands wird in naher Zukunft erwartet.
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