Staatsanwalt: Russischer Regisseur Serebrennikow soll für sechs Jahre ins Gefängnis

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für sechs Jahre ins Gefängnis. Wegen Betrugs soll der 50-Jährige zudem 800.000 Rubel (etwa 10.300 Euro) Strafe zahlen, sagte Staatsanwalt Michail Resnitschenko am Montag in Moskau.

Serebrennikow, der unter anderem auch in Stuttgart und Hamburg inszeniert hat, wurde im Sommer 2017 festgenommen. Die russische Justiz wirft dem Leiter des Moskauer Gogol-Zentrums vor, Fördergelder in Millionenhöhe für sein Theaterprojekt "Plattform" veruntreut zu haben. Das Kulturministerium in Moskau teilte mit, dass es die Schuld der Theatermacher für erwiesen hält. Es sollen 129 Millionen Rubel (etwa 1,6 Millionen Euro) unterschlagen worden sein. Der Regisseur beteuerte stets seine Unschuld. 

Neben Serebrennikow sind drei weitere Personen angeklagt. Sie sollen nach dem Willen der Anklagebehörde vier beziehungsweise fünf Jahre Haft sowie Geldstrafen erhalten. Allen Angeklagten sollte es laut Staatsanwalt Michail Resnitschenko außerdem untersagt sein, bestimmte Ämter drei Jahre lang zu bekleiden. 

Der Prozess wird von zahlreichen russischen und internationalen Kulturschaffenden als "Rachefeldzug" gegen den als "liberal" geltenden Künstler gesehen. Tausende prominente russische Theaterkollegen forderten Kulturministerin Olga Ljubimowa in einem offenen Brief auf, die Anschuldigungen gegen Serebrennikow und sein Team fallenzulassen. 

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie internationale Stars hatten sich für den Filme- und Theatermacher eingesetzt. Der vielfach ausgezeichnete Regisseur hatte zuletzt im März in Abwesenheit für das Deutsche Theater in Berlin das Stück "Decamerone" inszeniert. 

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