US-Diplomat verurteilt Deportation von Krimtataren in UdSSR mit Archivbild aus Juden-Ghetto in Polen

Kurz vor dem 76. Jahrestag der Deportation von Krimtataren in der UdSSR hat ein US-Diplomat an dieses tragische Ereignis mit einem Tweet erinnert. Zur Unterlegung nutzte er ein Foto von Holocaust-Opfern. Für den Fauxpas musste sich die US-Mission bei der OSZE entschuldigen.

Am 18. Mai jährt sich zum 76. Mal der Beginn der massenhaften Zwangsumsiedlung der Krimtataren in der UdSSR. Im Vorfeld dieses tragischen Datums hat der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Jim Gilmore, die Deportation von ungefähr 200.000 Menschen als "Akt der Brutalität" verurteilt. Außerdem kritisierte der US-Diplomat das heutige Russland, Gegner der "Krim-Besatzung" zu unterdrücken. Demnach sollen wegen der Repressalien Zehntausende Krim-Bewohner von der Halbinsel geflüchtet sein. Seinen Tweet bebilderte der US-Vertreter mit einem Archivfoto, das während des Zweiten Weltkriegs in einem jüdischen Ghetto im polnischen Łódź gemacht wurde.

Das vom US-Botschafter bei der OSZE verwendete Bild kann man auf der Webseite des Holocaust-Gedenkmuseums der Vereinigten Staaten (USHMM) finden. Das Foto zeigt jüdische Frauen und Männer vor und in den Eisenbahnwaggons, mit denen sie damals ins NS-Vernichtungslager Kulmhof im polnischen Chełmno befördert wurden.

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Twitter-Nutzer entdeckten schnell den Fehler und kritisierten Jim Gilmore für seine Ignoranz. Bemerkenswerterweise hatte die ukrainische Botschaft in den USA genau vor einem Jahr die Deportation von Krimtataren mit demselben Foto illustriert. Die russische Botschaft in den USA hatte damals die Verwendung des falschen Bildes als "Handreichung der ukrainischen Diplomatie" bezeichnet. Dieses Jahr mussten die russischen Diplomaten ihre US-Kollegen erneut geschichtlich aufklären.

Nachdem der Fehler aufgedeckt worden war, tauschte Jim Gilmore am Samstag zwar das Bild, nicht aber den Text aus. Für seinen Fauxpas musste sich die US-Mission bei der OSZE entschuldigen.

Zwischen dem 18. und dem 20. Mai 1944 waren von der Krim aus über 183.000 Menschen zwangsweise nach Zentralasien abtransportiert worden. Die meisten von ihnen waren Krimtataren. Knapp einen Monat später verbannten die Behörden der damaligen UdSSR auch Griechen, Armenier und Bulgaren von der Halbinsel. Insgesamt waren von der Zwangsumsiedlung 20 Völkerschaften betroffen. Als Grund galt ihre Kollaboration mit Nazi-Deutschland. Russland verurteilte ihre Deportation im Jahr 1944.

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Nach der Perestroika in den 1980er Jahren durften Krimtataren wieder auf die Schwarzmeer-Halbinsel zurückkehren. Viele wurden dort jedoch mit Eigentumsstreitigkeiten konfrontiert und stigmatisiert. Nachdem sich die Krim durch ein Referendum im Jahr 2014 von der Ukraine losgelöst hatte, wurden die Krimtataren und andere deportierte Völker von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin offiziell rehabilitiert. Jeweils am 18. Mai wird in Russland der Zwangsumsiedlung der Krimtataren gedacht.

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