Ausgangssperre: Moskau verschärft Maßnahmen gegen Corona-Pandemie

Nach vielen europäischen Ländern folgt nun auch Russland: Im Kampf gegen das Coronavirus verhängt Moskau eine Ausgangssperre. Ab heute darf man die Wohnung nur unter bestimmten Umständen verlassen, teilte Bürgermeister Sobjanin am Sonntagabend mit.

Die Moskauer dürften sich "nicht mehr ohne Grund in der Stadt bewegen", schrieb der Bürgermeister Sergei Sobjanin auf seiner Homepage. Ab Montag dürfen die Einwohner ihr Zuhause nur noch verlassen, wenn sie einkaufen und zur Arbeit fahren müssen oder dringende medizinische Hilfe benötigen.

Außerdem dürfen die Bürger weiterhin zur Apotheke und zum nächstgelegenen Müllcontainer gehen. Auch Haustiere dürfen nun lediglich in einem kleinen Umkreis um die eigene Wohnung herum ausgeführt werden. Die Einreise in die Hauptstadt sowie die Ausreise sind weiterhin erlaubt.

In der Erklärung des Bürgermeisters wird ein "intelligentes Kontrollsystem" erwähnt, das zur Einhaltung der Ausgangssperre "in den kommenden Tagen" eingeführt werden soll. Berichten zufolge kann dies durch Kameraüberwachung oder Handy-Tracking erfolgen. Bei Verstößen der Ausgangssperre drohen Verwaltungsstrafen. 

Patienten mit Verdacht auf COVID-19 werden zuerst von Ärzten zu Hause untersucht und erhalten kostenlose Medikamente. Sollte sich ihr Zustand verschlechtern, werden sie ins Krankenhaus eingeliefert.

Der Bürgermeister reagierte damit auf weiter steigende Infektionszahlen. In der russischen Hauptstadt haben sich nach offiziellen Angaben bereits mehr als 1.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, Tendenz steigend. Landesweit gibt es bislang zehn Todesfälle. Mit mehr als 13 Millionen Einwohnern ist Moskau die größte Stadt Europas. In der umliegenden Region Moskaus, in der ähnliche Beschränkungen eingeführt wurden, leben weitere 7,5 Millionen Menschen. Bislang gab es eine Ausgangssperre für Menschen im Alter von über 65 Jahren.

Sobjanin räumte ein, dass viele Menschen aufgrund der Krise ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Er versicherte allen Betroffenen eine monatliche Zahlung in Höhe von 19.500 Rubel (etwa 220 Euro), was etwa einem Viertel des durchschnittlichen offiziellen Einkommens der Stadt entspricht.

Der russische Premierminister Michail Mischustin forderte am Montag alle Regionen Russlands auf, zur Bekämpfung der Virusausbreitung ähnliche Maßnahmen wie in Moskau auszuarbeiten.

Ab heute beginnt zudem eine vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordnete arbeitsfreie Woche, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Es war befürchtet worden, dass viele Russen den Zwangsurlaub zum Einkaufen oder für Freizeitaktivitäten nutzen könnten. Deshalb waren bereits am Samstag alle Einkaufszentren, Restaurants, Friseurläden, Bars und großen Parks geschlossen worden.

Wie viele im Internet kursierende Videos zeigen, haben tatsächlich viele Russen das vergangene Wochenende genutzt, um in die Natur zu fahren und dort zu grillen. Auch die Zahl der gebuchten Inlandsreisen ist in den letzten Tagen stark gestiegen. Der Gouverneur der am Schwarzen Meer liegenden Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, schrieb auf Twitter: "Wir haben gesehen, dass die Hotelreservierungen buchstäblich am Tag nach der Anordnung des Präsidenten stark gestiegen sind, vor allem in Sotschi."

Mehr zum Thema - Bereits mehr als 1.000 nachgewiesene COVID-19-Infektionen und drei Todesopfer in Russland