von Susan Bonath
Die Palette an angedrohten Repressionen gegen Menschen, welche die COVID-19-Impfung ablehnen, wird von Tag zu Tag breiter. Von Bußgeldern über höhere Krankenkassenbeiträgen bis hin zu Zwangsimpfung, Haftstrafen und Führerscheinentzug ist alles dabei. Die Erzählung dahinter lautet: Die Impfungen seien sicher und hoch wirksam. Ein nüchterner Blick auf die deutschen Daten zeigt: Beides ist nicht ansatzweise plausibel belegt und der politische Unwillen, Klarheit zu schaffen, offenbar sehr ausgeprägt.
Zweifel an der Wirksamkeit
Dass die Zahl der positiv Getesteten trotz Durchimpfung von 70 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands auf einem Allzeithoch seit dem Ausrufen der Pandemie-Notlage ist, sollte allein schon an der Wirksamkeit der Vakzine zweifeln lassen. Und dabei ist Deutschland kein Einzelfall. Die irische Bevölkerung etwa ist zu 76 Prozent durchgeimpft, die Inzidenz liegt landesweit bei über 600. Auch in Portugal mit einer Impfquote von 88 Prozent kratzt die Sieben-Tage-Inzidenz bereits wieder an der 200er-Marke. In Israel, wo fast die Hälfte der Bevölkerung bereits die Drittimpfung erhalten hat, rechnet die Politik nun trotzdem mit einer fünften Welle.
Auch für Deutschland weist das Robert-Koch-Institut (RKI) aktuell bereits fast zehn Prozent Drittgeimpfte aus, 71 Prozent der Gesamtbevölkerung sind demnach mindestens einmal geimpft. Die Positivfälle steigen dennoch weiter, allein mehr als 76.000 Neumeldungen publizierte das Institut am Freitag – so viele wie nie zuvor an einem Tag. Wie kann das sein?
Die Schuldzuweisungen treffen nach wie vor die knapp 30 Prozent Ungeimpften im Land. Mal abgesehen davon, dass dies schon deshalb unplausibel ist, weil bei hochwirksamem Schutz die Ausbreitung mit einer derart hohen Impfrate längst gestoppt sein müsste, zeigen auch die neuen Zahlen im RKI-Wochenbericht: Die Propaganda hat wenig mit der Realität zu tun.
Auf Seite 24 listet das RKI die sogenannten Impfdurchbrüche auf. Dazu gehören ausschließlich Fälle, in denen zur Stunde des positiven Tests die Zweitimpfung mindestens 14 Tage zurückliegt und spezifische Symptome einer Atemwegserkrankung vorhanden sind. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen waren demnach in den vergangenen vier Wochen vom 25. Oktober bis zum 21. November bereits 71,4 Prozent der Erkrankten vollständig geimpft, bei den jüngeren Erwachsenen knapp die Hälfte.
Auch die Aussage, wonach die übergroße Mehrheit der Coronapatienten in Kliniken ungeimpft sei, kann dem RKI-Bericht zufolge nicht stimmen. 56 Prozent der über 60-Jährigen, die zwischen Ende Oktober und November 2021 mit Corona in einem Krankenhaus behandelt wurden, galten demnach als Impfdurchbruch. Alle Erwachsenen zusammengenommen, betrug die Quote vollständig geimpfter Klinikpatienten in diesem Zeitraum 45 Prozent. Auf den Intensivstationen waren laut RKI insgesamt rund 36 Prozent der Coronapatienten vollständig geimpft, bei den über 60-Jährigen sogar fast die Hälfte.
Noch drastischer zeigt sich das Bild bei den Sterbezahlen. Die Hälfte der von Ende Oktober bis Ende November erfassten Coronatoten, bei denen ein Impfstatus bekannt war, stellte sich als "vollständig immunisiert" heraus, bei den über 60-Jährigen waren es sogar mehr als die Hälfte. Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu interpretieren, wie das RKI selbst anmerkt. Von einem Großteil der Patienten und Verstorbenen lag nämlich gar kein Impfstatus vor. Theoretisch könnte der Anteil vollständig Geimpfter niedriger, allerdings auch sehr viel höher sein, sowohl bei den "Durchbrüchen" als auch bei Patienten und Verstorbenen.
Intensivstationen leerer als im letzten Jahr
Die Forderungen, dass Ungeimpfte künftig ihre Intensivbehandlung selbst bezahlen sollen – was die meisten von ihnen gar nicht können werden – beruht indes auf der ständig wiederholten Behauptung, dass diese Personengruppe die Stationen "verstopfte" und somit für den Notstand in den Krankenhäusern verantwortlich sei.
Gleiches gilt für die Ankündigung der Sächsischen Ärztekammer, Ungeimpfte mit Corona müssten ab sofort mit einer Triage rechnen. Kurzum: Man droht ihnen an, sie nicht zu behandeln oder mindestens mit entsprechenden Konsequenzen auf eine Behandlung warten zu lassen. Doch der Blick auf die RKI-Zahlen genügt, um zu wissen: Die Behauptung, wonach vor allem Ungeimpfte die Intensivstationen verstopften, ist falsch. Mit Vorsicht zu genießen sind daher auch Meldungen wie diese aus Bayern, wonach in den Kliniken des Bundeslandes angeblich sechsmal mehr ungeimpfte Patienten lägen.
Doch selbst wenn es so wäre, wie propagiert – den Daten zufolge sorgen die Ungeimpften gar nicht für eine Mehrbelastung der Kliniken. Die Gesamtzahl der Intensivpatienten hat gegenüber dem Vorjahr sogar abgenommen. Laut DIVI-Intensivregister wurden am 26. November 2021 insgesamt 19.872 Erwachsene auf Intensivstationen in Deutschland betreut. Am 26. November 2020 versorgten die Intensivstationen hingegen 20.414 Erwachsene. Damit werden aktuell fast drei Prozent weniger Intensivpatienten behandelt als vor einem Jahr. Die Überlastung kann daher ausschließlich an fehlendem Personal und abgebauten Betten liegen.
Es wären in diesem Sinne mehrere Fragen zu klären: Beschleunigen die Impfungen Mutationen des Virus und sorgen somit gerade für mehr statt weniger Erkrankungen? Warum wird der Impfstatus von Klinikpatienten nicht kontinuierlich und sauber erfasst? Warum sollen Menschen gezwungen werden, sich mit Vakzinen impfen zu lassen, die ein derart hohes Impfversagen aufweisen, dass das propagierte Ziel, mittels dieser Medikation eine sogenannte Herdenimmunität zu erzeugen, nicht realistisch erscheint? Warum sollen Ungeimpfte, die wie alle anderen Steuern und Kassenbeiträge zahlen, für den Bettenabbau in einem auf Effizienz und Gewinn getrimmten Gesundheitswesen zahlen?
Sicherheitsbedenken
Zusammen mit den Zweifeln an der Wirksamkeit der COVID-19-Vakzine tragen Ungeimpfte auch Sicherheitsbedenken vor. Bei Politik und Medien stößt das auf taube Ohren. Doch auch diese Bedenken speisen sich nicht aus "wirren Verschwörungstheorien". Immerhin führt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in seinem jüngsten Sicherheitsbericht, der nur Zahlen bis Ende September 2021 enthält, bei etwa 53,7 Millionen Geimpften mehr als 172.000 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen auf.
Darunter sind über 21.000 schwerwiegende Verdachtsmeldungen, etwa Hirnvenenthrombosen, innere Blutungen, Herzentzündungen oder neurologische Autoimmunerkrankungen, wie das Guillain-Barré-Syndrom, welches zu schweren Lähmungen bis hin zum Tod führen kann. Gut 1.800 dieser Betroffenen starben an den Folgen ihrer mutmaßlichen Nebenwirkung.
Laut einem Bericht der Berliner Zeitung erkannte das PEI bisher allerdings "nur" 73 Todesfälle als tatsächlich durch die Impfung verursacht an. Problem: Die Verdachtsfälle werden fast nie eingehend rechtsmedizinisch untersucht. Laut Aussagen gegenüber der Autorin ist das PEI nicht dafür zuständig, derartiges anzuordnen, Zahlen zu etwaigen Obduktionen gab es nicht heraus. Solange das nicht geschieht, ist auch der Verdacht auf einen Zusammenhang mit der Impfung nicht ausgeräumt.
Es steht damit der ungeklärte Verdacht im Raum, dass mindestens einem von knapp 2.600 Geimpften eine schwerwiegende Nebenwirkung droht, und einem von etwa 30.000 sogar der Tod. Um das Vertrauen in die Impfstoffe zu stärken, wie es die Bundesregierung gern betont, müssten zuerst einmal die Verdachtsfälle gründlich aufgearbeitet werden. Doch selbst wenn tatsächlich "nur" die vom PEI bestätigten 73 Todesfälle mit der Impfung zusammenhängen würden, müsste einer von rund 700.000 Geimpften mit einer solchen Konsequenz rechnen. Kann der Einzelne im Sinne einer fragwürdigen Wirkung für die Allgemeinheit zu einem solchen persönlichen Risiko gezwungen werden?
Unehrliches Paul-Ehrlich-Institut
Hinzu kommt, dass auch das PEI nicht ganz bei der Wahrheit bleibt. In seinem letzten Bericht kündigt es auf Seite 10 an, künftig nur noch alle zwei Monate einen Sicherheitsbericht herausgeben zu wollen. Grund sei eine Abnahme der Verdachtsmeldungen im September wegen geringerer Impfquote. Eine Überprüfung der vorhergehenden Sicherheitsberichte gibt dieses Resümee nicht her.
So stieg die Zahl der Verdachtsmeldungen zwischen Anfang Juli und Ende September den Sicherheitsberichten zufolge um rund 66.000 an. Damit kommen auf die ersten sechs Monate jeweils knapp 18.000 Meldefälle. Im Juli und August wurden allein 50.000 Verdachtsfälle übermittelt, im September waren es mit rund 16.000 nur geringfügig weniger als in den ersten Monaten dieses Jahres.
Bedenklicher ist indes eine starke Zunahme schwerwiegender Verdachtsfälle. Im ersten Halbjahr erfasste das PEI insgesamt rund 10.600 solcher Fälle – das sind pro Monat etwas weniger als 1.800. In den darauffolgenden drei Monaten verdoppelte sich die Zahl auf über 21.000. Im Monat Juli kamen rund 3.500 schwere Verdachtsfälle hinzu, im August "nur" gut 1.000. Im September allerdings vermerkte das Institut einen drastischen Anstieg schwerer mutmaßlicher Impfschäden um fast 5.000 Fälle. Von einer Verringerung der Meldefälle kann also in dieser Hinsicht keine Rede sein.
Dasselbe Muster zeigt sich bei den Todesfällen, die möglicherweise durch die Impfung verursacht wurden. Für das erste Halbjahr listet das PEI gut 1.000 nach Impfung Verstorbene auf, die dem Bundesinstitut angezeigt wurden, das sind 167 Fälle pro Monat. Im Juli stieg die Anzahl der Todesfälle um gut 200, im August um etwa genauso viele. Im September erreichte die Anzahl dieser Meldungen allerdings mit über 350 einen Höhepunkt. Wenngleich also die Gesamtzahl der Verdachtsmeldungen tatsächlich im September leicht zurückgegangen war, hat sich die Anzahl der Todesfallmeldungen im dritten Quartal des Jahres 2021 mehr als verdoppelt.
Untätige Regierung
Es ergeben sich in der Tat dringende Fragen zur Sicherheit, die nicht einfach vom Tisch gefegt werden dürfen. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass nun auch Kinder ab fünf Jahren in der EU geimpft werden dürfen. Warum werden nicht wenigstens alle schwerwiegenden Verdachtsfälle bis hin zum Tod eingehend untersucht, um belastbare Ergebnisse zu bekommen? Weshalb begründet das PEI seine Verzögerung der Herausgabe von Sicherheitsdaten mit der falschen Behauptung, die Verdachtsfälle hätten abgenommen?
Insgesamt zeigt sich: Die Datenlage rechtfertigt weder einen Impfzwang durch die Hinter- noch die Vordertür. Nicht die Ungeimpften müssen sich für ihre Ängste vor der Impfung rechtfertigen, sondern die Politik muss zunächst die offenen Fragen vollumfänglich beantworten, wenn sie die Bedenken ausräumen will. Genau das tut sie aber nicht, und das Gros der Medien scheint sie bei dieser Untätigkeit zu unterstützen.
Mehr zum Thema – Bußgelder, wegsperren, nicht mehr behandeln: Wie Ungeimpfte entrechtet werden sollen
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Information:
Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sind umstrittene Themen. Zahlreiche Experten in Wissenschaft, Politik und Medien schätzen diese als sicher und effektiv ein, da sie das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung weitgehend verhindern und die Vorteile einer Corona-Impfung die Risiken und Nebenwirkungen überwiegen. Langzeitnebenwirkungen der Impfungen sind generell nicht bekannt. Auch Risiken wie der ADE-Effekt (antibody-dependent enhancement, auf Deutsch: infektionsverstärkende Antikörper) wurden bisher bei weltweit Milliarden verabreichter Impfstoff-Dosen nicht beobachtet. Auch, dass Gensequenzen von beispielsweise mRNA-Vakzinen in die menschliche DNA eingebaut werden, gilt in Fachkreisen als ausgeschlossen. Stellungnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der bundesdeutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich hier und hier nachlesen.