von Rainer Rupp
Noch Anfang letzter Woche war die große Mehrheit der US-Meinungsforscher, die zum größten Teil keinen Hehl aus ihrer Voreingenommenheit für die Demokraten und deren Spitzenkandidat Joe Biden machen, noch der festen Überzeugung, dass ein Biden-Sieg sicher sei und Donald Trump nicht wiedergewählt wird. Demnach könnte sich Trump nur noch durch einen "großen Fehler im Wahlsystem" oder "Wahlbetrug" an der Macht halten. Mit dieser angeblich felsenfesten Erkenntnis wurde die US-Bevölkerung seit Wochen und Monaten von den großen US-Medien 24 Stunden am Tag berieselt.
Mit unverhohlener Schadenfreude plappern die selbsternannten deutschen "Qualitätsmedien" eins zu eins die Vorgaben von jenseits des Atlantiks über den lang ersehnten, baldigen Abgang des Zerstörers von Kanzlerin Merkels geliebten, "liberalen Ordnung" nach.
Aber nun könnte es doch anders kommen, als erwartet. Denn vieles deutet darauf hin, dass Trump in den "Schlachtfeld-Staaten" (Battleground States) wie z. B. Pennsylvania, die das Zünglein an der diesjährigen Wahl-Waage darstellen, entgegen aller Wahlumfragen einen klaren Sieg davontragen könnte.
Nate Silver ist einer der bekanntesten und in den letzten Monaten am meisten interviewten US-Wahlforscher, der Biden auch in Pennsylvania mit zweistelligen Prozentpunkten vor Trump sah. Nachdem Trump jedoch in den letzten Tagen bei seinen Wahlkampfauftritten nicht nur in Pennsylvania, sondern auch in anderen Battleground States wie Florida, Michigan und Wisconsin von gigantischen Massen bejubelt wurde, haben Nate Silver und seine Wahlforscher-Kollegen angefangen, ihre Vorhersagen zu revidieren und einen möglichen Trump-Sieg nicht mehr auszuschließen. Schließlich wollen sie am Ende nicht wieder so blöd dastehen wie 2016, als sie den Sieg von Hillary Clinton mit 90-prozentiger Sicherheit vorhergesagt hatten. Letzte Woche hatte Nate Silver dem Kandidaten Biden ebenfalls noch 90 Prozent gegeben.
Am 1. November, nach den Auftritten von Trump, die in Pennsylvania Menschenmassen angezogen hatten, wie man das sonst nur von Rockkonzerten kennt, war Bidens Vorsprung laut Wahlforscher Silver nur noch auf fünf Prozentpunkte gefallen und auch diese waren auf einmal nicht mehr sicher. Die Unsicherheiten erklärte er unter anderen damit, dass in Pennsylvania die Briefwahl laut Wahlgesetz der Bestimmung unterliegt, dass der "nackte Stimmzettel in einem zusätzlichen Sicherheitsumschlag" liegen müsse. "Das könnte die Dinge komplizierter machen und die Gerichte mit einbeziehen", so Silver.
Als weiteren wichtigen Grund für die sich verdüsternden Wahlaussichten für Biden und die Demokraten nannte Silver, dass es in den letzten Tagen "einige Proteste und Plünderungen in Philadelphia gegeben hat. Es ist viel los".
Dabei hat Mr. Silver tunlichst verschwiegen, von wem diese gewalttätigen Proteste, Brandstiftungen und massenhaften Plünderungen von Geschäften und Supermärkten ausgegangen sind. Hauptsächlich verantwortlich waren die zwei radikalisierten Gruppierungen Antifa und Black Lives Matter (BLM), die jüngst Pennsylvania fast drei Tage und Nächte lang in Atem hielten.
Ins Netz gestellte Videos zeigten, wie Massen von Randalierern in den Straßen von Philadelphia, der Hauptstadt des Bundestaates, ganze Polizeieinheiten vor sich hertrieben und auf isolierte Polizisten regelrechte Hetzjagden veranstalteten. Dabei sind sich die wählenden Bürger wohl bewusst, dass sich die demokratische Partei und ihre Anhänger trotz der vielen gewalttätigen Proteste, Plünderungen und Brandschatzungen durch Antifa und BLM in Dutzenden von US-Großstädten bisher noch nicht von diesen Unruhestiftern distanziert haben. Im Gegenteil.
Gemeinsam mit den Mainstream-Medien haben die Demokraten die kriminellen Aktivitäten von Antifa und BLM verharmlost und deren Gewalttätigkeiten als Kampf gegen Faschisten und rechtsradikale Trump-Anhänger dargestellt. Das geschah und geschieht aus wahltaktischen Gründen, um die Stimmen der diversen sogenannten "Liberalen", "Linken", und "Identitären" der gesamten "LGBT – MBLGTACC Woke-Community" nicht zu verlieren. Bei der Mehrzahl der Wähler dürfte das jedoch nicht gut ankommen, weder in Pennsylvania noch im Rest des Landes.
Hinzu kommt ein Trend, den die übereifrigen Wahl- und Meinungsforscher in ihrem Eifer, Trump aus dem Rennen zu werfen, mit Absicht oder aus Dummheit ignoriert haben: Trump hat nämlich heute im Vergleich zu 2016 einen viel größeren Zuspruch sowohl von der afro-amerikanischen als auch von der Latino-Minderheit. Das hätten die Wahlforscher spätestens daran erkennen können, dass im Laufe der letzten vier Jahre immer mehr landesweit bekannte Persönlichkeiten aus diesen Minderheiten sich nicht mehr scheuten, in der Öffentlichkeit für Trump und dessen Politik zu werben.
Das was die pennsylvanische Lokalzeitung Pittsburgh Post-Gazette vor dem Hintergrund der Trump-Wahlkampfauftritte jetzt veröffentlicht hat, dürfte sehr vielen bodenständigen Amerikanern, egal welcher Hautfarbe, aus dem Herzen sprechen. Zum ersten Mal, seit fast 50 Jahren, so heißt es in dem Leitartikel, unterstützt die Zeitung nicht die Demokraten, sondern die Republikaner und Donald Trump.
Unter dem Titel: "Der Mann und sein Zeugnis" plädiert die Zeitung dafür, Argumente über Trumps Persönlichkeitsfehler beiseite zu stellen und sich auf das zu konzentrieren, was er bisher getan hat:
Wir teilen die Verlegenheit und Scham von Millionen von Amerikanern, die durch die unpräsidialen Sitten und wegen des Charakters des Präsidenten beunruhigt sind, über seine Unhöflichkeit, seine Überheblichkeit, seine Prahlerei und seine Neigung, die Wahrheit zu beugen.
Aber dann tut die Zeitung etwas, was auch in Deutschland kaum jemand tut. Sie schaut und beurteilt Trump anhand seiner Bilanz und stellt die Frage, "ob er (Trump) das Land und die Wirtschaft dieser Region in den letzten vier Jahren in die richtige Richtung gelenkt hat"?
Unter Donald Trump boomte die Wirtschaft, vor COVID, wie keine Zeit seit den 1950er Jahren. Schauen Sie sich nur an, wie sich Ihre 401(K) (Rentenrücklage) in den letzten drei Jahren entwickelt hat. Die Arbeitslosigkeit für schwarze Amerikaner ist so niedrig wie unter keinem anderen Präsidenten zuvor, egal von welcher Partei er war. Unter Trump haben sich unsere Handelsbeziehungen erheblich verbessert und unsere Handelsabkommen wurden umgeschrieben. Dank ihm stehen die (vergessenen) Bundesstaaten in der Mitte der USA und auch die Appalachen (die Eisen- und Stahl-Krisenregion Pennsylvanias) wieder auf der Landkarte und Lohnarbeiter haben Hoffnung.
Dann kommt die Frage: "Hat Mr. Trump genug für seine sich abmühenden Mitbürger getan? Nein. Aber er hat sie erkannt. Vielleicht ist er nicht der beste Rhetoriker, aber er hat ihren Schmerz erkannt." Und deshalb habe Trump Amerika an die erste Stelle seiner Prioritätenliste gestellt.
Niemand habe das amerikanische Volk – oder die Leute, die im "Flyover"-Land (die Staaten in der Mitte der USA) wohnen –, "jemals gefragt, ob es einverstanden ist, wenn seine Jobs ins Ausland exportiert werden. Bis Mr. Trump kam. Er hat die Debatte in beiden Parteien vom völlig unbehinderten Freihandel zu einem gemanagten oder fairen Handel gelenkt. Er hat Amerika an die erste Stelle gesetzt, so wie er es gesagt hat".
Dann richtet sich die Aufmerksamkeit des Leitartikels auf lokale Probleme, denn niemand könne über West-Pennsylvania reden, ohne über die Energieindustrie zu sprechen:
Schließlich lassen Sie uns über eines der wichtigsten Anliegen in dieser Region sprechen – Energie. Unter Mr. Trump erreichten die Vereinigten Staaten zum ersten Mal in der Lebenszeit der meisten von uns ihre Energieunabhängigkeit. Wo wäre West-Pennsylvania heute ohne den Shell Petrochemical Complex?
Und zuletzt bemängelt die Pittsburgh Post-Gazette Joe Biden als "zu alt für den Job" und als zu "schwach" und befindet im gleichen Atemzug die designierte Vizepräsidentin Kamala Harris als untauglich, um von Biden gegebenenfalls das Amt zu übernehmen. Dieses Bild vom etwas tatterigen Opa Biden wurde durch das fast gleichzeitig erscheinende Video vom gemeinsamen Wahlkampfauftritt von Ex-Präsident Obama und Joe Biden bestätigt.
Wie das Obama immer gerne tat, läuft er leichtfüßig herbei und steigt agil über die Treppe auf das erhöhte Podest, das auf dem Parkplatz von einem Freilichtkino errichtet wurde, auf dem augenscheinlich etwa Hundert Autos stehen. Darin sitzen die Anhänger der Demokraten, die – so fordert sie Obama auf – statt zu klatschen hupen sollen, um Joe Biden zu begrüßen, der ebenfalls glaubt, sportlich angelaufen zu kommen, das aber eher wie Tippeln aussieht, und somit sprichwörtlich für seine Partei steht.
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