"Grenzen überschritten": US-Schule zeigt fünfjährigen Autisten an, weil er andere Kinder umarmte

Ein fünfjähriger Junge mit Autismus soll als Triebtäter angezeigt worden sein, weil er "Grenzen überschritten" hätte. Das Kind soll andere Kindergartenkinder umarmt und auf die Wange geküsst haben. Die Familie des Kindes ist empört.

Nathan Putham ist ein fünf Jahre altes Kind aus Chattanooga, US-Staat Tennessee, das autistisch veranlagt ist. Nathan besucht die Vorschule und herzt gerne andere Kinder. So soll er ein Kind umarmt und ein weiteres Kind auf die Wange geküsst haben. Das Schulpersonal der East Ridge Elementary School reagierte mit Vorwürfen, die Nathans Familie fassungslos machten: Das Kind soll sexuell übergriffig geworden sein.

"Sie müssen mit Nathan über Grenzen sprechen", sagte ein Lehrer zu Nathans Mutter am Telefon. Diese erwiderte: "Wenn Sie nicht verstehen, wie Autismus funktioniert, kann man möglicherweise denken, dass er sich falsch verhält oder frech ist – aber das ist nicht so." Diese Erklärungen stießen anscheinend auf Verständnislosigkeit. Einen Monat nach dem Gespräch wurde der Junge dem Amt für Kinder- und Jugendhilfe gemeldet. Das Schulpersonal erklärte, der Junge sei mehrmals verwarnt worden, habe die Grenzen jedoch überschritten, als er ein anderes Kind umarmte.

Nathans Großmutter befürchtet in einem Facebook-Beitrag, dass ihr Enkelkind für den Rest seines Lebens als Sexualstraftäter gebrandmarkt sein werde. "Er sollte nicht so behandelt werden. Das Kind versteht nicht einmal, was Sex bedeutet", erklärte sie lokalen Medien.

Tim Hensley, ein Sprecher der Hamilton County Schulbehörde, hat ein Statement veröffentlicht, in dem er auf die Sorgfaltspflicht des Schulpersonals hinweist, dass Übergriffe gemeldet werden müssen. Das zuständige Amt für Kinder- und Jugendhilfe entscheidet intern, wie mit solchen Hinweisen weiter umgegangen wird.

Nathan ist mittlerweile in eine andere Vorschulklasse versetzt worden, die von einem anderen Lehrer unterrichtet wird. Die Disziplinarmaßnahmen können ein Kind jedoch während der gesamten Schullaufbahn belasten – auch, wenn es nicht als Triebtäter eingestuft wird.

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