Kanada: Trotz restriktiver Gesetze deutlicher Anstieg von Bandenkriminalität

In Ottawa beschäftigen sich dieser Tage Politiker und Sicherheitsexperten mit der Frage, wie sie der zunehmenden Waffen- und Bandenkriminalität in Kanada begegnen können. Immer mehr Kriminelle lösen ihre Konflikte mit geklauten oder geschmuggelten Waffen.

Die Konferenz zur Bekämpfung von Waffen- und Bandenkriminalität wird von Ralph Goodale, dem kanadischen Minister für öffentliche Sicherheit, geleitet. Besonders die kanadische Hauptstadt ist von wachsender Kriminalität betroffen. Inspektor Mark Patterson von der Polizei in Ottawa, zuständig für die Abteilung Waffen und Banden, zeigt sich alarmiert. Immer mehr junge Männer griffen zu Waffen, um Konflikte zwischen Banden zu lösen: 

Wir sehen junge Männer, die sich erstmalig einer Schusswaffe bedienen. [...] Wir versuchen eine Erklärung zu finden, warum dies der Fall ist. 

Zahl der Delikte seit 2013 verdoppelt

Einige der Waffen werden legalen Waffenbesitzern entwendet. Die Relation zwischen geschmuggelten Waffen aus den USA und Waffen, die aus dem Inland stammen, liegt bei etwa 50/50. 

Im November erklärte die kanadische Regierung, dass sie in den kommenden fünf Jahren 327,6 Millionen Dollar gegen die Gewalt im Land ausgeben wolle. Erst im Dezember nahm die Polizei Ottawas 13 Menschen fest und beschlagnahmte ein Dutzend Schusswaffen.

Der Razzia waren sechsmonatige Ermittlungen vorausgegangen, die als "Project Sabotage" bezeichnet wurden. Vor zwei Jahren wurden 141 Personen im Zusammenhang mit Bandenauseinandersetzungen getötet, davon 112 durch Schusswaffen. Seit 2013 haben sich die Zahlen verdoppelt. Am höchsten ist die Waffengewalt in Regina und Winnipeg.

Allein in Ontario fast täglich ein Minderjähriger durch Waffengewalt verletzt

Eine im Vorjahr veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass fast jeden Tag ein Kind oder ein Jugendlicher in Ontario durch Waffengewalt verletzt wird. Hierbei wurden die Daten jedes Krankenhauses und jeder Notaufnahme in Ontario über fünf Jahre lang zusammengefasst. Von den 355 Schusswaffenverletzungen an Kindern pro Jahr enden 23 bis 25 tödlich.