Die Aufnahmen einer Sicherheitskamera, die Arbeiten an der Notausstiegstür eines Flugzeugs vom Typ Boeing 737 MAX 9 zeigen, die später in der Luft aus dem Flugzeug fiel, wurden von dem Unternehmen überschrieben, berichtete die Leiterin der US-amerikanischen Nationalen Behörde für Transportsicherheit, des National Transportation Safety Board (NTSB).
In einem Schreiben an den US-Senatsausschuss für Handel, Wissenschaft und Verkehr, der den Vorfall und die Rolle der Firma Boeing dabei untersucht, erklärte die Vorsitzende der NTSB Jennifer Homendy, dass ihrer Behörde noch immer wichtige Informationen über die Kette von Ereignissen fehlen, die zu dem Vorfall im Januar führen konnten, bei dem ein Flugzeug der Alaska Airlines mit 177 Menschen an Bord notlanden musste.
Homendy schrieb:
"Wir wissen immer noch nicht, wer die Arbeiten zum Öffnen, Wiedereinsetzen und Schließen des Türstopfens am Unfallflugzeug durchgeführt hat ... Boeing hat uns mitgeteilt, dass sie die Unterlagen, die diese Arbeit dokumentieren, nicht finden können."
Sie fuhr fort:
"Unsere Ermittler haben mündlich um die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras gebeten, um diese Informationen zu erhalten, aber sie wurden darüber informiert, dass die Aufzeichnungen überschrieben wurden. Das Fehlen dieser Aufzeichnungen wird die weiteren Ermittlungen des NTSB erschweren."
Homendy schrieb in dem Brief, dass sie auch persönlich beim CEO von Boeing Dave Calhoun angerufen und ihn um die Namen der Arbeiter gebeten habe, die die fraglichen Arbeiten ausgeführt hätten. Aber Calhoun habe ihr erklärt, er sei "nicht in der Lage, diese Informationen zu liefern und behauptete, Boeing habe keine Aufzeichnungen über die durchgeführten Arbeiten", berichtet Homendy weiter.
Ein Boeing-Sprecher sagte, dass das Unternehmen, wie viele andere auch, die Sicherheitsaufzeichnungen nicht länger als 30 Tage aufbewahrt. Das fragliche Flugzeug der Alaska Airlines befand sich jedoch bereits letztes Jahr im September im Werk und wurde im Oktober ausgeliefert. Boeing erklärte weiter:
"Wir werden diese Untersuchung weiterhin in der transparenten und proaktiven Art und Weise unterstützen, wie wir alle behördlichen Untersuchungen zu diesem Unfall unterstützt haben ... Wir haben hart daran gearbeitet, die Regeln über die Freigabe von Untersuchungsinformationen in einem Umfeld intensiven Interesses seitens unserer Mitarbeiter, Kunden und anderer Interessengruppen einzuhalten, und wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, dies zu tun."
"Eine Kultur der Verschleierung"
Homendy hatte Boeing zuvor öffentlich gerügt, weil es die von ihrer Behörde angeforderten Informationen nicht herausgegeben hatte, und sie hatte dies als "absurd" bezeichnet.
Letzte Woche bestätigte der US-Nachrichtensender NBC News einen Bericht im Wall Street Journal, wonach das US-Justizministerium ein Strafverfahren wegen des Vorfalls eingeleitet habe.
Am Montag bestätigten die Behörden des US-Bundestaats South Carolina, dass ein Boeing-Whistleblower tot aufgefunden wurde, und zwar laut offiziellen Angaben durch eine selbst zugefügte Schusswunde. Der ehemalige Mitarbeiter John Barnett, der 62 Jahre alt wurde, bereitete sich darauf vor, unter Eid gegen Boeing in einem Bundesgerichtsverfahren auszusagen, das mindestens bis 2017 zurückreicht.
Barnetts Familie erklärte in einer Stellungnahme, der Boeing-Angestellte sei auf "eine Kultur der Verschleierung" gestoßen, mit der bei Boeing "Gewinne über Sicherheit" gestellt würden.
Die New York Times berichtete diese Woche auch, dass ein FAA-Audit zur Produktion der Typenserie Boeing 737 MAX "Dutzende von Problemen" gefunden haben soll.
In dieser Woche erklärten große US-Fluggesellschaften, die ihre Passagiere mit Boeing-Maschinen transportieren, darunter Alaska Airlines, Southwest Airlines und United Airlines, dass sie aufgrund der Probleme bei Boeing möglicherweise ihre Beförderungskapazitäten reduzieren und Aufträge zurückstellen müssen.
"Boeing muss ein besseres Unternehmen werden, und die Auslieferungen werden dem folgen", sagte Bob Jordan, der CEO von Southwest Airlines, am Dienstag auf einer JPMorgan-Branchenkonferenz, wie der US-Nachrichtensender CNBC berichtet.
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