Von Sergei Sawtschuk
Der ehemalige Bürgermeister von New York und einer der größten Medienmagnaten der Vereinigten Staaten ist bereit, 500 Millionen US-Dollar zu investieren, um sicherzustellen, dass sein Land garantiert entlang der Parteigrenzen gespalten wird. Was nicht nur für die Kandidaten, sondern für die Zukunft des gesamten Staates unvorhersehbare Folgen haben könnte. Michael Bloomberg hat am Mittwoch erklärt, dass er bereit sei, eine zusätzliche halbe Milliarde US-Dollar aus eigenen Mitteln bereitzustellen, um das Kohlekapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten endgültig zu schließen.
Die Rede ist von der Finanzierung von "Beyond Carbon", einem von Bloomberg persönlich und der gesamten Demokratischen Partei sorgfältig vorangetriebenen Programm, das ins Deutsche am ehesten mit "Jenseits von Kohlenstoff" übersetzt werden kann. Die Initiative wurde Mitte des letzten Jahrzehnts unter dem inzwischen bekannten Motto des Ausstiegs aus den fossilen Brennstoffen und des Umstiegs auf alternative Energiequellen ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre hat der besagte Oligarch bereits 500 Millionen US-Dollar bereitgestellt, um die Zahl der Kohlekraftwerke bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren, was auch weitgehend gelungen ist. Nachdem der Erfolg in den eigenen Medien breitgetreten worden war, kündigte Bloomberg an, dass er weitere 85 Millionen US-Dollar bereitstellen werde, um gegen die Emissionen der US-Petrochemie vorzugehen.
Zunächst sei gesagt, dass wir im Folgenden über Aspekte des innenpolitischen Spektrums der USA sprechen werden, und um die Heftigkeit der Debatten um dieses Thema zu verdeutlichen, werden wir uns den Statistiken zuwenden.
Viele unwissende Leute glauben, dass die US-Amerikaner unpolitisch sind und blindlings dem vom Weißen Haus vorgegebenen Kurs folgen. Das ist ein großer Irrtum: Die innenpolitische Hitze in den Vereinigten Staaten, vor allem während des US-Präsidentschaftswahlkampfes, ist für gewöhnlich so groß, dass sie der gesamten lateinamerikanischen Seifenopernindustrie problemlos den Rang ablaufen würde.
Als der US-Demokrat Barack Obama ins Oval Office einzog, begann er sofort, zum ersten Mal in der US-amerikanischen Geschichte, die grüne Agenda umzusetzen, was zur Schaffung des weithin bekannten internationalen Programms "Green Deal" führte. Der erste afroamerikanische US-Präsident stellte für dieses Programm unglaubliche 600 Milliarden US-Dollar zur Verfügung und versprach, alle schmutzigen Industrien zu schließen und Amerikas Felder mit Solarzellen und Windturbinen zu pflastern. Das Geld wurde zwar ausgegeben, doch die Fortschritte waren nicht so beeindruckend.
Bei den Wahlen 2016, als Donald Trump und Hillary Clinton um den Wahlsieg kämpften, schlug das Pendel der Sympathie in der Bevölkerung, das unter anderem die wirtschaftliche Situation im Land widerspiegelt, genau in die entgegengesetzte Richtung aus. Clinton drängte auf einen grünen Umbruch, während Trump auf die Industrie und den Bergbausektor setzte. Und er hatte erheblichen Erfolg. Er gewann die Vorwahlen in Alabama, Arkansas, Vermont, Virginia, Georgia, Massachusetts, Tennessee, Kentucky, Virginia und Louisiana. Wenn wir diese Karte mit einem geografischen Atlas der (damals) Kohle produzierenden US-Bundesstaaten vergleichen, sehen wir eine 100-prozentige Übereinstimmung.
Natürlich waren es nicht nur Bergleute, die Trump auf ihren schwieligen Händen in den politischen Olymp trugen. Damals versprach der US-Präsidentschaftskandidat, die Zahl der Lizenzen für Erkundungsbohrungen und die Förderung von Kohlenwasserstoffen zu erhöhen und gewann damit auch die Öl- und Gasproduzenten als Sympathisanten. Man muss sagen, dass Trump sein Versprechen erfüllt hat; außerdem haben die USA während seiner Amtszeit einen historischen Sprung nach vorn gemacht, indem sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte aufhörten, Erdgas zu kaufen, und zunehmend in den Flüssiggas-Exportmarkt einstiegen.
In Amerika selbst war es Mode, den 45. US-Präsidenten der heimlichen Zusammenarbeit mit den Russen zu beschuldigen. Was jedoch völliger Unsinn ist, da der Produktionsrückstand und der Anstieg der Kohlenwasserstoffförderung durch Fracking dazu beigetragen haben, Russland aus dem europäischen Markt zu drängen. Wenn US-Präsident Joe Biden heute mit den Rekordlieferungen von Flüssigerdgas nach Europa prahlt, vergisst er zu erwähnen, dass dies das Werk von Donald Trump ist.
Übrigens, hier ein amüsanter Fakt: Nach seiner Wahl verhängte Biden ein Verbot für die Erteilung neuer Lizenzen für Erkundungsbohrungen. Nach zwei Jahren gingen die Zahlen der Kohlenwasserstoffproduktion jedoch so stark zurück, dass der Status der USA als Exporteur infrage gestellt war. Also wurde das Veto stillschweigend aufgehoben.
Was die von den Demokraten verhassten Kohlekraftwerke angeht, so hat Trump auch hier alle Schemata der Demokraten durchbrochen. Während seiner beiden Amtszeiten hatte Barack Obama ihre Zahl von 589 (im Jahr 2011) auf 381 (im Jahr 2016) reduziert – also um etwa zweihundert Anlagen – und das mit zunehmender Tendenz. Der widerspenstige Republikaner Trump verlangsamte diesen Prozess, und zum Zeitpunkt der Amtsübergabe war ihre Zahl nur noch um hundert auf 284 gesunken.
Wir beschäftigen uns hier so eingehend mit Zahlen und Details, damit die eigentliche Botschaft und der kommende Grad der Konfrontation nicht bloß zwischen zwei US-amerikanischen Parteien, sondern zwischen zwei Weltanschauungen und zwei durch das Einkommensniveau definierten Innenwelten offensichtlich wird.
Die Demokraten stützen sich auf die Oberschicht und die Finanzmonster, die mit Taschenspielertricks Geld aus dem Nichts erschaffen. Die grundlegende Wählerschaft der Republikaner ist das Salz der Erde – alle Arten von Rednecks und Arbeitern, also Menschen, die ihren Lebensunterhalt und ihr Geld für die Hypothek durch harte und echte Arbeit verdienen.
Und nun der entscheidende Punkt.
Bloomberg stellt eine halbe Milliarde US-Dollar nicht für neue alternative Kraftwerke zur Verfügung, sondern zur Unterstützung von Rechtsstreitigkeiten gegen Versorgungsunternehmen und Energiekonzerne, zur Förderung grüner Politiken und zur Finanzierung der Unterstützung von Gemeinden bei der Abschaltung von Kohlekraftwerken. Einfach ausgedrückt: Mit diesem Geld werden die Wähler der Demokraten ihre Mitbürger, die mit den Republikanern sympathisieren, auf legale Weise arbeitslos machen. Da die Öl- und Gasunternehmen bereits auf der Liste der prioritären Ziele stehen, wird die US-amerikanische Gesellschaft die nächsten Wahlen in einem Zustand extremer emotionaler Hitze erleben.
Wünschen wir beiden Seiten Kraft und Energie und dass sie auf dem Weg zum Sieg nicht stehen bleiben.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 24. September 2023.
Sergei Sawtschuk ist ein russischer Kolumnist und Blogger.
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