Abbott Laboratories, der größte Hersteller von Säuglingsnahrung in den USA, musste seine Produktion nach schweren Unwettern stoppen. Das Werk im Bundesstaat Michigan, das bereits Anfang des Jahres wegen des Mangels an Babynahrung in den USA in den Fokus geraten war, geht davon aus, dass die Anlage mehrere Wochen nicht betriebsbereit sein wird. Dies teilte der Eigentümer am Mittwoch mit.
Wie es in einer Erklärung des Unternehmens heißt, sei die Unterbrechung durch Gewitter und schwere Regenfälle verursacht, die am Montag über den südwestlichen Teil des Bundesstaates hinwegfegten. Das schlechte Wetter führte zu Überschwemmungen in Sturgis, der Stadt, in der sich das Werk befindet, und verursachte auch Schäden auf dem Gelände. Eine Bewertung der Situation und Reparaturen zur Gewährleistung eines sicheren Betriebs würden eine Verzögerung der Produktion und des Vertriebs "für einige Wochen" bedeuten, so die Firma.
Im Februar dieses Jahres wurde das Werk in Sturgis wegen einer mutmaßlichen bakteriellen Verunreinigung der Milchnahrung stillgelegt. Dies hatte zu einer landesweiten Knappheit der Säuglingsnahrung in den USA geführt und zwang die Einzelhändler zu einer Rationierung, weil sich Eltern auf das knapp werdende Produkt regerecht stürzten. Das Werk ist einer der drei großen Hersteller des Landes, auf den etwa ein Fünftel der gesamten Babynahrungsproduktion entfällt. Das fehlende Angebot lässt sich nicht ohne weiteres durch Importe ausgleichen.
Abbott seinerseits erklärte, dass die erneute Schließung der Fabrik nicht zu einer neuen Krise führen werde. Man verfüge über Vorräte, um die Nahrung zu liefern, solange die Anlage geschlossen bleibt.
Das Unternehmen teilte weiter mit, es habe auch die US-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) über die Unterbrechung informiert. FDA-Kommissar Robert Califf sagte darauf, er habe von der Unternehmensleitung die Zusicherung erhalten, dass die Anlage so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen werde.
"Wir wissen, dass Abbott schnell daran arbeitet, den Schaden zu ermitteln und uns in den kommenden Tagen über die Fortschritte berichten wird", schrieb er auf Twitter. Califf ergänzte: "Sobald das Unternehmen einen Plan aufgestellt hat, wird die FDA wieder in der Anlage sein und dafür sorgen, dass die Produktion sicherer und hochwertiger Säuglingsnahrung schnell wieder aufgenommen werden kann."
Erst jüngst hatte die Regierung von US-Präsident Joe Biden eingeräumt, dass sie den Ernst der Lage zunächst unterschätzt hatte. Biden hatte darauf im vergangenen Monat ein für Kriegszeiten gedachtes Gesetz aktiviert, um die Produktion anzukurbeln. Zusätzlich hatte Washington die "Operation Fly Formula" (in etwa auf Deutsch: "Operation Babynahrung Einfliegen") ausgerufen, um Nachschub aus dem Ausland in die USA zu bringen. So hatten zuletzt auch Militärmaschinen vom US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland aus Lieferungen von Babynahrung in die USA geflogen.
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