Bald auch in Deutschland? "Roboterhunde" patrouillieren um US-Stützpunkte in Oregon und Florida

Künstliche Intelligenz hält zunehmend auch beim Militär Einzug. In den USA werden jetzt sogar sogenannte "Roboterhunde" eingesetzt, um Liegenschaften des US-Militärs oder gar Grenzen zu schützen. Vermutlich werden die Kampfroboter schon bald auch auf Patrouille um den US-Stützpunkt Ramstein zu sehen sein.

"Das Imperium schlägt zurück" haben die Produzenten von Star Wars damals in den Köpfen der Kinobesucher als neues Phänomen verankert. Einer der Aspekte, der die Fantasie der Menschen so sehr anregte, waren die in den Filmen vom bösen Imperium eingesetzten Kampfroboter. Jahrzehnte später schließt sich nun der Kreis zu den realen Laufrobotern von Unternehmen wie Boston Dynamics oder Ghost Robotics, die zunehmend beim Militär Einzug halten.

Statt auf riesige und nahezu unbewegliche Kampfroboter setzt die Industrie bei ihren Entwicklungen heute eher auf die Nachahmung der Agilität, des Gleichgewichts und der Anpassungsfähigkeit des Gangs eines Tieres. Dies soll die Bewegungsfähigkeit der autonomen Fahrzeuge neu definieren: Und das kommt beim Militär gut an. Der Weltmarkt für Verteidigungsrobotik, der im Jahr 2020 auf 13,2 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, wird bis 2026 voraussichtlich eine Größe von 22,4 Milliarden US-Dollar erreichen.

Während das Interesse an der autonomen Kampftechnologie bei sämtlichen Regierungen seit Anfang des 20. Jahrhunderts stark gewachsen ist, kam eine breitere Einführung solcher Systeme erst in den letzten zwei Jahrzehnten zustande. Insbesondere auf die Bemühungen der USA, Israels, Großbritanniens, Frankreichs und Russlands ist es heute zurückzuführen, dass sich diverse Kampfroboter von experimentellen und ferngesteuerten Überwachungsmaschinen zu autonomen Technologien entwickelt haben, die dazu im Stande sind, komplexe Kampfhandlungen auszuführen.

Der primäre Faktor für die zunehmende Beliebtheit der neuen Militärtechnologie ist der damit einhergehende geringere Bedarf an menschlicher Beteiligung an Kampfhandlungen im Rahmen militärischer Operationen. Die verschiedenen Typen von Kampfrobotern sind dazu in der Lage, getarnt in feindliche Gebiete einzudringen und selbstständig bestimmte Aufgaben auszuführen. Dies soll insbesondere die Zahl der Todesopfer, die bei den herkömmlichen bemannten Einsätzen normalerweise zu beklagen sind, auf ein Minimum reduzieren.

Dass die Kampfsysteme nunmehr bereit für den Einsatz in militärischen Angelegenheiten sind, zeigt eine erst kürzlich veröffentlichte Meldung der Portland Air National Guard Base, eines Stützpunktes der US-Luftwaffe im US-Bundesstaat Oregon, wonach die dortige Militärpolizei einen neuen "Roboterhund" erhalten hat. Der Roboter, der auch autonom agieren kann, wird einem Bericht der US-Zeitschrift Military zufolge zurzeit bei Überwachungs- und Stützpunktsicherheitsoperationen getestet. Das "Quad-legged Unmanned Ground Vehicle" (Q-UGV) der in Oregon stationierten Garde-Einheit kann demnach Videoüberwachungen durchführen oder etwa an einem Zaun entlang patrouillieren, ohne dabei die Luftwaffenangehörigen des Stützpunkts in Gefahr zu bringen.

"Wir haben den Roboter einfach getestet, indem wir ihm verschiedene Routen einprogrammiert und beobachtet haben, wie gut das GPS des Systems in unserer Situation hier auf dem Stützpunkt funktioniert", erklärte Tech Sergeant Jamie Cuniff dem US-Sender KATU TV. "Wir testen ihn auch in unterschiedlichem Terrain, bergauf und bergab und über Treppen, um zu sehen, wie er mit Fahrzeugen und den Menschen auf der Anlage interagiert", ergänzte Cuniff.

Das Q-UGV, das gemeinsam von den US-Unternehmen Ghost Robotics und Immersive Wisdom entwickelt wurde, verfügt über eine Vielzahl von Kameras und Sensoren an Bord und kann sowohl auf unebenem Gelände agieren als auch Hindernisse überwinden. Mit einer einzigen Akkuladung kann der Roboterhund bis zu sieben Stunden lang laufen. Aktuell wird das Q-UGV vorerst zwar noch von einem Mitarbeiter der Militärpolizei des US-Stützpunktes gesteuert, allerdings ist es wahrscheinlich, dass der Roboter irgendwann selbstständig auf einer vorprogrammierten Route läuft.

"Wir werden auch in der Lage sein, durch den Roboter mit Menschen zu sprechen", sagte Cuniff gegenüber KATU TV. "Wenn wir also auf eine Person treffen, können wir von einem anderen Ort auf dem Stützpunkt aus verbal mit ihr sprechen, während wir gleichzeitig auf sie reagieren. Das ist eine Fähigkeit zur gleichzeitigen Reaktion, die wir noch nie zuvor gesehen haben", ergänzte er. 

Die Tyndall Air Force Base, ein US-Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Florida, erhielt den Roboterhund bereits im vergangenen Jahr, um diesen zu Testzwecken in das Sicherheitssystem des Stützpunktes zu integrieren. "Tyndall ist ein perfekter Teststützpunkt, da er als 'Anlage der Zukunft' bezeichnet wurde", erklärte Master Sergeant Krystoffer Miller dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit des US-Stützpunktes. 

Nach Angaben der US-Luftwaffe hat Verteidigungsrobotik das Potenzial, die Art und Weise der Absicherungstechnik zu revolutionieren. Demnach diente die einjährige Testphase des Roboterhundes auf dem Tyndall-Luftwaffenstützpunkt dem Zweck, neue Maßstäbe für den Rest des US-Verteidigungsministeriums zu setzen. "Ich kann sagen, dass es definitiv ein großes Interesse an den Möglichkeiten dieser Technologie gibt", offenbarte Miller in der Mitteilung:

"Ich bin zuversichtlich, dass andere Einheiten einige der Erfolge der Tyndall Air Force Base sehen und den Einsatz unkonventioneller Taktiken weiter erforschen werden."

Somit ist davon auszugehen, dass die Kampfroboter auch bald schon auf und um die zig US-Liegenschaften in Deutschland eingesetzt werden. Die Q-UGVs in Portland und Tyndall sind zwar zumindest den offiziellen Meldungen zufolge unbewaffnet, allerdings hatte Ghost Robotics den Roboterhund auf der Jahreskonferenz des US-Armee-Verbandes im Oktober 2021 als bewaffnete Technologie vorgestellt.

Anfang des Jahres ging das Roboter-Unternehmen auch eine Partnerschaft mit dem US-Ministerium für Innere Sicherheit ein. Im Rahmen der Zusammenarbeit sollen die Q-UGVs nun auch entlang der US-Grenzen getestet werden. Auf Twitter sorgte die Nachricht über die skurrile Zweckgemeinschaft jedoch für starke Kritik. Unter anderem verglichen viele Twitter-Nutzer das Q-UVG mit dem Killerhund-Roboter aus der US-Serie "Black Mirror".

Die umfassende Diskussion über die Rolle autonomer Systeme im Militär und ihre Auswirkungen auf künftige Arbeitsplätze in den Reihen der Streitkräfte nimmt gerade erst Gestalt an, weil immer mehr Erfindungen das Feld erreichen. Allerdings gehen mit diesem Prozess auch zunehmend Gefahren einher, vor denen eingehend gewarnt wird. So warnte unter anderem auch das Future of Life Institute bereits 2017 vor den Gefahren autonomer Kampfroboter. In einem eigens hierfür erstellten Video-Szenario zeigt das Institut die durchaus reale Gefahr, die mit der militärischen Nutzung der Kampfsysteme einhergeht. 

In jener Animation präsentiert der fiktive Vertreter eines Rüstungskonzerns stolz dessen neue Minidrohne mit Gesichtserkennung und Richt-Sprengladung, mit der gezielt einzelne Personen verfolgt und ausgeschaltet werden können. Doch dann geht etwas schief. Die fliegende Waffe gerät in die falschen Hände und zieht eine Schneise des Todes durch die Welt. Was wie die Handlung für einen Science-Fiction-Film klingt, wurde in Wahrheit als Warnung bei der Abrüstungskonferenz der Vereinten Nationen in Genf vorgeführt. Das Ziel dahinter: ein Verbot autonomer Waffensysteme.

"Wir möchten, dass unser Killerroboter-Video eine historische Erinnerung an einen Fehler sein oder bleiben wird, den die Menschheit nicht gemacht hat", beenden die Wissenschaftler ihren Appell. Aber selbst auf der Homepage des Instituts hielt ein Leser unterhalb des Videobeitrags auf Englisch fest, dass sich ein Szenario, ähnlich dem im Video gezeigten, nicht aufhalten ließe, da Menschen von Natur aus böse seien und sämtliche Technologie missbraucht würde:

"It’s inevitable. People are naturally evil …"

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