Kanada hat sich einer Reihe von US-Sanktionen gegen Russland wegen der Eskalation der Ukraine-Krise angeschlossen. Weder dürften Kanadier künftig russische Staatsanleihen kaufen, noch mit zwei sanktionierten staatlichen Banken Russlands Geschäfte machen. Das teilte die Regierung am Dienstag in Ottawa mit. Darüber hinaus werde man Mitglieder des russischen Parlamentes bestrafen, die für die Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk gestimmt hatten.
Kanada will zudem seine Militärpräsenz in Lettland verstärken. Bis zu 460 Angehörige der kanadischen Streitkräfte sollen sich in das baltische Land begeben, das eine gemeinsame Grenze mit Russland hat. Die Truppe soll die bereits dort stationierten 540 kanadischen Soldaten ergänzen. Wie Ottawa mitteilte, werde gleichfalls eine Fregatte der Königlichen Kanadischen Marine in das Gebiet entsandt, in Begleitung eines oder mehrerer CP-140 Aurora-Spionageflugzeuge. Premierminister Justin Trudeau sagte:
"Kanada und unsere Verbündeten werden die Demokratie verteidigen. Wir ergreifen diese Maßnahmen heute, um uns gegen Autoritarismus zu stellen [...] Das ukrainische Volk muss, wie alle anderen Völker auch, frei über seine Zukunft entscheiden können."
Trudeau hob die Einigkeit der westlichen Partner bei der Verhängung starker Sanktionen gegen Moskau hervor. In diesem Zusammenhang betonte er vor allem die vorläufig gestoppte deutsche Gaspipeline Nord Stream 2. Da die Pipeline eine "bedeutende Einnahmequelle für den russischen Staat" gewesen wäre, falle der Stopp durchaus ins Gewicht.
Ottawa folgt mit seinen Sanktionen und Truppenverlegungen dem Beispiel Washingtons, das beide Maßnahmen bereits am Dienstag angekündigt hatte. US-Präsident Joe Biden erteilte rund 800 US-Soldaten, die sich derzeit in Italien aufhalten, den Befehl, sich in den baltischen Staaten neu zu positionieren. Gleichzeitig wurden acht F-35-Jets aus Deutschland nach Osteuropa und 32 Apache-Kampfhubschrauber von ihren Basen in Deutschland und Griechenland nach Polen entsandt.
Trudeau regiert derzeit unter dem Notstandsgesetz, das er letzte Woche – zum ersten Mal überhaupt in der kanadischen Geschichte – zu Anwendung brachte. Das Notstands-Regime soll helfen, gegen einen LKW-Protest vorzugehen, der sich gegen die Corona-Politik seiner Regierung richtet.
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