China und Russland drängen auf unabhängige Untersuchung der Behandlung indigener Völker in Kanada

Inmitten der anhaltenden Wut und Trauer in der Öffentlichkeit über die Entdeckung eines Massengrabes indigener Kinder in Kanada im vergangenen Monat fordern mehrere Länder, darunter auch China und Russland, eine gründliche und unparteiische Untersuchung dieser Tragödie.

Mitglieder der Tk'emlúps te Secwépemc Nation haben im Mai in der kanadischen Provinz British Columbia auf dem Gelände der einst größten Internatsschule für die Zwangsassimilation indigener Kinder in Kanada die Überreste von 215 Kindern gefunden, einige davon erst drei Jahre alt.

Schätzungsweise 150.000 Kinder wurden in dem von der Regierung und der Kirche von den 1830er-Jahren bis in die 1990er-Jahre betriebenen Schulsystem zwangsinterniert. Viele der Kinder wurden dort misshandelt. Im Jahr 2015 bezeichnete die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission die Vorgänge als kulturellen Völkermord.

In einer Erklärung an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen am Dienstag drängte Jiang Duan, ein hoher Beamter der chinesischen Mission bei den Vereinten Nationen, auf eine "gründliche und unparteiische Untersuchung aller Fälle, in denen Verbrechen gegen die indigene Bevölkerung, insbesondere gegen Kinder, begangen wurden, um die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und den Opfern volle Wiedergutmachung zu bieten".

Die Erklärung, die von Russland, Weißrussland, Iran, Nordkorea, Syrien und Venezuela unterstützt wird, erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem in Kanada die Wut über die Missbräuche und das anhaltende Fehlen von Transparenz und Rechenschaftspflicht seitens der Regierung oder der Kirche überkocht.

Trotz der Schließung der Einrichtung im Jahr 1978 war der Tod der 215 Kinder in der Kamloops Indian Residential School bis zur Entdeckung angeblich nicht dokumentiert worden. Die Opfer waren auch nicht in der rudimentären Todesstatistik von über 4.100 Kindern enthalten, die während des Besuchs von Internatsschulen landesweit verstarben.

Als Reaktion auf die herzzerreißende Entdeckung hatte Kanadas Premierminister Justin Trudeau auf Twitter geschrieben, es sei "eine schmerzhafte Erinnerung an dieses dunkle und beschämende Kapitel in der Geschichte" des Landes.

Am Montag, als das Land den alljährlichen nationalen Tag der Ureinwohner beging, erklärte Trudeau, das Massengrab diene als "markante Erinnerung an die systemische Unterdrückung, Ungleichheiten und Diskriminierung, die indigene Völker in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten ertragen haben, und die Ungerechtigkeiten und Herausforderungen, denen sie auch heute noch gegenüberstehen".

In den vergangenen Monaten haben indigene Demonstranten und Menschenrechtsgruppen eine Entschuldigung und ein Schuldeingeständnis sowohl von der kanadischen Regierung als auch von der katholischen Kirche gefordert, deren Einrichtungen die meisten der Internatsschulen betrieben.

Die Schule in Kamloops wurde größtenteils von einem katholischen Orden namens Oblates of Mary Immaculate geführt, der 1816 gegründet wurde.

Die Wut auf die Kirche und die Vertreter der kolonialen Autorität kommt mitunter dramatisch zum Ausdruck. Anfang dieses Monats wurde eine Statue von Egerton Ryerson, der als einer der Hauptarchitekten des umstrittenen Schulsystems gilt, von Demonstranten nach einer Kundgebung an einer nach ihm benannten Universität in Toronto umgestürzt und enthauptet.

Landesweit sollen katholische Kirchen und Statuen mit Graffiti verunstaltet worden sein. Kanadische Medien spekulieren über eine Verbindung zu den Protesten der Ureinwohner.

In der Stadt Vancouver wurden eine Kirche und das Denkmal von Königin Victoria mit den Worten "Mörder" und "gebt die Aufzeichnungen frei" beschmiert. Offensichtlich in Anlehnung an eine langjährige Forderung indigener Gruppen an die Kirche, Archivmaterial über das Schulsystem zu veröffentlichen.

Der jüngste dieser Vorfälle ereignete sich in der Nacht zum Montag, als zwei katholische Kirchen auf dem Land einer indigenen Gemeinde in British Columbia nach mutmaßlicher Brandstiftung niedergebrannt sind. Die Kirchen befanden sich weniger als 100 Kilometer von der Schule in Kamloops entfernt.

Häuptling Greg Gabriel vom Penticton Indian Band wollte über die Brandursachen nicht spekulieren, erklärte aber der Canadian Press:

"Es gibt eine Menge Wut, eine Menge Schmerz in jeder Gemeinschaft der Ureinwohner in ganz Kanada."

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