Mehr als hundert medizinische Mitarbeiter reichten eine Klage gegen ihren Arbeitgeber im US-amerikanischen Houston im Bundesstaat Texas ein. Sie argumentieren, dass sie nicht gezwungen werden wollen, einen "experimentellen" COVID-19-Impfstoff zu erhalten – nur aus Angst, gefeuert zu werden. Die Klagenden sind die Angestellten von Houston Methodist, einem Medizinunternehmen mit acht Krankenhäusern und mehr als 26.000 Mitarbeitern.
Marc Boom, der Generaldirektor des Unternehmens, setzte dem Personal eine Frist bis zum 7. Juni, sich impfen zu lassen. Die Konsequenzen, wenn man die Impfung nicht erhält, beinhalten "Suspendierung und eventuell Kündigung", schrieb er in einem Brief an Ärzte und Krankenschwestern im April, der in der am Freitag eingereichten Klage zitiert wird.
Insgesamt 117 Kläger sehen darin einen unverhohlenen Impfzwang. Das Krankenhaus "zwinge illegal" seine Angestellten, "sich mit einem experimentellen Impfstoff impfen zu lassen". Sie würden dadurch gezwungen, "menschliche 'Versuchskaninchen' " zu sein – als "Bedingung für eine weitere Beschäftigung", heißt es in der Klage.
"Es ist ein schwerer und eklatanter Verstoß gegen den Nürnberger Kodex und die öffentliche Ordnung des Staates Texas", sagte Anwalt Jared Woodfill, der die Klage im Montgomery County eingereicht hat, gegenüber ABC News. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst, legte bereits der Nürnberger Kodex die grundlegenden ethischen Prinzipien für medizinische Experimente am Menschen fest.
Meinungsverschiedenheiten zur Frage einer Anti-Corona-Impfung führten bereits zu einer Protestaktion der Methodist-Krankenschwestern vor dem texanischen Medizinzentrum am 22. Mai. "Dies ist mein Körper, dies ist meine Entscheidung, und ich denke nicht, dass ein Arbeitgeber oder sonst jemand ein Mandat hat, über meinen Körper zu bestimmen", sagte dem Houston Chronicle die Krankenschwester Kim Mikeska dazu.
Ihre Kollegin Jennifer Bridges, in diesem Fall die Hauptklägerin, sagte der Washington Post, dass sie in der Vergangenheit "jeden Impfstoff, der den Menschen bekannt ist" erhalten hatte, aber meint, dass die jetzigen Impfstoffe gegen das Coronavirus noch weiter untersucht werden müssen.
Die Klage bezeichnete die Impfstoffe als "experimentelle COVID-19 mRNA-Genmodifikationsinjektion". Die Food and Drug Administration (FDA), die US-Aufsichtsbehörde für Nähr- und Medizinstoffe, genehmigte die Notfallverwendung der Impfstoffe von Pfizer/BioNTech, Moderna und Johnson & Johnson, nachdem die erforderlichen Studien abgeschlossen waren. Die vollen Zulassungen, die strengere Prüfungen erfordern, stehen noch aus.
Die US-Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention erklärten, dass die mRNA-basierten Impfstoffe von Pfizer und Moderna die menschliche DNA in keiner Weise beeinflussen oder auch nur mit ihr interagieren würden.
Marc Boom teilte in einer Presseerklärung mit, dass 99 Prozent der Mitarbeiter seines Krankenhausnetzwerks geimpft worden seien. "Es ist legal für Gesundheitseinrichtungen, Impfstoffe zu verordnen, wie wir es mit dem Grippeimpfstoff seit 2009 getan haben", sagte der Generaldirektor und fügte hinzu, dass die COVID-19-Impfstoffe erwiesenermaßen "sehr sicher und sehr effektiv sind und nicht experimentell."
Boom sagte, dass mehr als 165 Millionen Menschen in den USA geimpft wurden, was "zu den niedrigsten Infektionszahlen in unserem Land und in der Region Houston seit mehr als einem Jahr geführt hat."
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