Am Mittwoch hat Amazon die Übernahme bekannt gegeben. Gerüchten zufolge war diese seit Ende des vergangenen Jahres geplant gewesen.
Mit mehr als 4.000 Filmen, darunter das James-Bond-Franchise sowie "Rocky" und "Das Schweigen der Lämmer", ist die Übernahme des MGM-Katalogs ein wichtiger Impuls für Amazons Streaming-Dienst Prime Video. Die Tatsache, dass der Kabelsender Epix, der die Exklusivrechte für die Ausstrahlung von Paramount-Titeln nach deren Kinostart besitzt, den Kauf begleitet, hat den Deal wahrscheinlich noch versüßt.
Der Besitz der Übertragungsrechte an kommenden Paramount-Titeln wie "Mission Impossible 7" könnte Amazon einen Vorteil gegenüber Streaming-Konkurrenten wie Netflix, Disney+ und Hulu verschaffen.
Mit einem Wert von 8,45 Milliarden US-Dollar ist der Deal nach dem Kauf von Whole Foods im Jahr 2017 für 13,7 Milliarden US-Dollar Amazons zweitgrößte Akquisition in seiner Unternehmensgeschichte. Weit abgeschlagen auf dem dritten Platz liegt der Kauf des Schuhhändlers Zappos im Jahr 2009 für 1,2 Milliarden US-Dollar.
Als Marktführer und Hauptkonkurrent in den Bereichen E-Commerce, Lebensmittel, Unterhaltung, Cloud Computing und künstliche Intelligenz ist Amazon mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1,6 Billionen US-Dollar das größte Internetunternehmen der Welt. Gründer und Geschäftsführer Jeff Bezos ist mit einem Vermögen von über 188 Milliarden US-Dollar der reichste Mensch auf der Erde.
Nach jahrzehntelanger Verdrängung von Konkurrenten, auch unter Inkaufnahme von Verlusten, hat Amazons Online-Handel in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit der Behörden in den USA und der EU auf sich gezogen, die damit gedroht haben, das Unternehmen mittels Kartellgesetzen zu zerschlagen. Die ehemalige US-Präsidentschaftskandidatin und Senatorin von Massachusetts Elizabeth Warren ist seit langem eine Verfechterin dieses Ansatzes.
Ein Bericht des Justizausschusses im US-Repräsentantenhaus aus dem vergangenen Jahr bekräftigt diese Forderung. Der Report beschuldigt Amazon, den Wettbewerb zu ersticken, da der Konzern sowohl die Online-Handelsplattform besitzt, dort aber auch in Gestalt unabhängiger Einzelhändler Waren verkauft. Auch die EU leitete formelle kartellrechtliche Untersuchungen ein.
Erst vergangene Woche hat der Generalstaatsanwalt von Washington, D.C. Karl Racine Amazon wegen Preisabsprachen angeklagt, da das Unternehmen von Drittanbietern verlangt, ihre Waren zu den niedrigsten Preisen auf seiner Verkaufsplattform anzubieten, selbst wenn Amazon zusätzlich Gebühren verlangt.
Es ist unklar, ob die US-Behörden die MGM-Übernahme untersuchen werden. Falls Bezos jedoch wie im vergangenen Jahr erneut vor dem US-Kongress erscheinen muss, um die Geschäftspraktiken seines Unternehmens zu verteidigen, wird ihm die marktbeherrschende Übernahme in den Augen der kartellfeindlichen Politiker sicher keinen Gefallen tun.
Der Senator im US-Bundesstaat Missouri Josh Hawley gehört zu den lautstärksten Kritikern von Big Tech. Hawley reagierte auf die Nachricht über den Deals mit den Worten, dass dieser nicht durchgehen dürfe. Er schrieb auf Twitter, Amazon habe "bereits eine Monopolplattform, die E-Commerce, Versand, Lebensmittel und die Cloud besitzt". Der Politiker betonte:
"Es sollte ihnen nicht erlaubt sein, weiter aufzukaufen. Punkt."
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