Laut einer Pressemeldung aus dem Weißen Haus vom Montag haben sich Harris und der französische Präsident Emmanuel Macron "auf die Notwendigkeit einer engen bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit geeinigt, um COVID-19, den Klimawandel und die Unterstützung der Demokratie im In- und Ausland anzugehen". Den regionalen Herausforderungen im Nahen Osten und in Afrika wolle man sich ebenfalls gemeinschaftlich stellen.
Harris dankte Macron zudem "für seine Führungsrolle in der Frage der Gleichstellung der Geschlechter".
Während es für Vizepräsidenten zum Tagesgeschäft gehört, an Telefonaten des US-Präsidenten mit anderen Staats- und Regierungschefs teilzunehmen, ist es jedoch ungewöhnlich, dass diese die Anrufe alleine tätigen. Das Gespräch mit Macron ist bereits mindestens das zweite Telefongespräch, welches Harris ohne den US-Präsidenten geführt hat. Am 1. Februar rief sie den kanadischen Premierminister Justin Trudeau an, um ihn an Erinnerungen aus der Schulzeit in Montreal teilhaben zu lassen und mit ihm dann auch über "Vielfalt, den Klimawandel und andere Themen" zu sprechen.
Protokollarisch gesehen hat Harris lediglich Bidens Anrufe weitergeführt. Denn einer seiner ersten Anrufe nach der Amtseinführung galt Trudeau, und am 24. Januar rief er Macron an. Dennoch ist Harris' Vorgehen ungewöhnlich und sorgte in Verbindung mit Bedenken über das fortgeschrittene Alter von Joe Biden – selbst im Regierungslager der Demokraten – für Stirnrunzeln.
Richard Grenell, ehemaliger amtierender Direktor der nationalen Nachrichtendienste (DNI) und zuvor Trumps Gesandter für Deutschland und den Balkan, kommentierte die Situation auf Twitter und drängte auf eine schnelle Unterweisung von Harris über die nationalen Sicherheitsfragen der USA:
"Ihre Sitzungen mit dem Außenminister müssen bald vonstattengehen."
"Angenommen, Mike Pence hätte seinerzeit Anrufe anstelle von Ex-US-Präsident Donald Trump getätigt, hätten diesen die Ärzte in sämtlichen Medien als geistig oder körperlich unfähig diagnostiziert", betonte die Twitter-Expertin Kambree Koa und erinnerte beispielhaft an den öffentlichen Aufschrei, als Trump einmal kurz strauchelte, während er eine steile Rampe in West Point hinunterging.
Stattdessen erzählten die Mainstream-Medien in den USA Geschichten darüber, wie sich Biden an Washingtons Geburtstag, einem Feiertag in den USA, auf Camp David ausruhte und seine Enkelin beim Spielen im Mario Kart-Rennen schlug. Oder über Analysen, wie sehr er den offenen Kamin im Oval Office mag – plötzlich ohne Bedenken hinsichtlich des Klimawandels.
Der 78-jährige Biden ist der älteste US-Präsident in der Geschichte des Landes. Allgemein geht man davon aus, dass die 56-jährige Harris in den Startlöchern sitzt, um das Amt früher oder später von Biden zu übernehmen. Biden selbst hatte gesagt, er sei ein "Übergangskandidat" und bezeichnete die Präsidentschaft als eine "Biden-Harris-Regierung". Er scherzte sogar, dass er "eine Krankheit entwickeln könnte", falls er Harris jemals aus moralischen Gründen grundsätzlich widerspricht und er seinen Rücktritt erklären müsse.
Harris war die von den Medien bevorzugte Spitzenreiterin der Demokraten bei den Vorwahlen im Jahr 2019, stürzte jedoch nach den ersten Debatten ab und verließ den Wahlkampf. Auch Biden lag bei den Vorwahlen anfangs deutlich zurück, bis ihn sein Sieg in South Carolina im Februar zu seinen verbliebenen Konkurrenten aufholen ließ. Harris wurde erst im August zu Bidens Mitstreiterin ernannt. Harris ist indischer und afro-karibischer Abstammung, und die Demokraten präsentierten sie im Wahlkampf gern als die erste Frau und "farbige Person", sodass sie sich binnen kürzester Zeit die Kandidatur für die US-Vizepräsidentschaft sichern konnte.
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