Umfrage: Mehrheit der US-Amerikaner will eine dritte Partei

Eine neue Gallup-Umfrage ergab, dass in den USA die Unterstützung für eine dritte große politische Partei stetig zunimmt. Mehr Menschen als je zuvor bezeichnen sich als Unabhängige, während die Zustimmung für die Republikaner und Demokraten weiter sinkt.

Im September vergangenen Jahres hat eine Gallup-Umfrage gezeigt, dass sich 57 Prozent der erwachsenen US-Bürger eine dritte große Option bei den Wahlen wünschen, da die Parteien der Republikaner und Demokraten "als Vertreter des US-amerikanischen Volkes schlechte Arbeit leisten." In der jüngsten Umfrage vertraten bereits 62 Prozent der Befragten diese Meinung.

Zusätzlich enthält die Umfrage, die vom 21. Januar bis zum 2. Februar durchgeführt wurde, weitere wichtige Indikatoren dafür, dass die US-Amerikaner des Zweiparteiensystems überdrüssig werden. Nur 33 Prozent der Befragten gaben an, dass sie das Gefühl haben, die beiden großen politischen Parteien würden das System adäquat repräsentieren. Dies reflektiert den niedrigsten Stand der Zufriedenheit mit den politischen Parteien mit Ausnahme der Befragung aus dem Jahr 2013, als das Ergebnis bei 26 Prozent lag.

Die Hälfte der US-Bürger über 18 Jahre bezeichnet sich inzwischen als unabhängig. Dies ist die höchste Zahl, die Gallup in einer Umfrage je verzeichnete.

Technisch gesehen gibt es in den USA Optionen für Drittparteien. Viele von ihnen kämpfen jedoch damit, überhaupt auf die Wahlzettel zu kommen. Außerdem war eine dritte Partei seit der Kandidatur von Ross Perot im Jahr 1992 nicht mehr an einer Präsidentschaftsdebatte beteiligt.

Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 gelang Jo Jorgensen, der Kandidatin der Libertarian Party, zwar der Zugang zu den Wahlzetteln in allen 50 Bundesstaaten, allerdings konnte sie nur etwa ein Prozent der Stimmen für sich gewinnen.

Sie erhielt auch weniger Medienberichterstattung als der vorherige Kandidat der Partei, Gary Johnson, der mit knapp drei Prozent den bisher größten Erfolg für die Partei erringen konnte. Unter den unabhängigen Kandidaten erhielt der Rapper Kanye West wohl die meiste Medienaufmerksamkeit, doch selbst seine Berühmtheit brachte ihm im Wahlkampf keinen nennenswerten Vorteil gegenüber anderen unabhängigen Kandidaten. West wurde in den Medien meist verspottet und schaffte es nur auf rund 60.000 Stimmen.

Die Gallup-Forschung zeigt jedoch, dass das Interesse an einer neuen Option stark zunimmt. Als das Meinungsforschungsinstitut im Jahr 2003 zum ersten Mal fragte, ob die Menschen eine dritte Partei befürworten würden, antworteten nur 40 Prozent positiv. Mit 56 Prozent war die Mehrheit der Menschen damals der Meinung, dass Demokraten und Republikaner die Öffentlichkeit zufriedenstellend repräsentieren.

In Bezug auf die Zufriedenheit mit den Parteien gibt es heute eine Mehrheit von 63 Prozent unter den Befragten, die sich zwar als Republikaner identifizieren, eine dritte Partei dennoch befürworten würden. Auf dieselbe Frage antworteten im September nur 40 Prozent, dass sie eine solche Partei befürworten. Laut Gallup reflektiert der Wert von 63 Prozent die größte Unterstützung unter Republikanern für eine dritte Partei.

Bei den Demokraten ging die Zustimmung für ihre Partei unter der Präsidentschaft von Joe Biden von 52 Prozent im September auf aktuell 46 Prozent zurück.

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