Ein mit einem "Camp Auschwitz" T-Shirt bekleideter Mann, ein olympischer Schwimmer und ein Unterstützer der Proud Boys sind unter den Personen, die vom FBI im Zusammenhang mit den Krawallen vom 6. Januar im US-Kapitol identifiziert wurden, wie das US-Justizministerium am Mittwoch mitteilte.
Nach der Erstürmung des Kapitols wurde ein Mann, der durch sein "Camp Auschwitz" T-Shirt aufgefallen war, festgenommen. Er konnte als Robert Keith Packer aus Virginia identifiziert werden. Er muss sich nun wegen Hausfriedensbruch (Unlawful Entry), gewalttätigem und ordnungswidrigem Verhalten verantworten. Nach einer virtuellen Anhörung vor dem US-Bezirksgericht Norfolk wurde Packer vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt.
Auf dem von Packer getragenen T-Shirt sind außer einem Totenkopf die Worte "Arbeit macht frei" zu lesen – in Anlehnung an den Schriftzug, der sich über dem Haupttor des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz befindet. In Auschwitz sind während des Zweiten Weltkriegs etwa 1,1 Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, in Gaskammern und auf andere grausame Weisen ermordet worden.
In einem separaten Fall klagte die Staatsanwaltschaft in New York Eduard Florea an, einen Schwerverbrecher und Waffennarr. Das FBI fand bei ihm mehr als 1.000 Schuss Gewehrmunition, zwei Dutzend Schrotflinten, etwa 75 Kampfmesser, Beile und Schwerter im Militärstil. Florea sei ein Unterstützer der Proud Boys und würde sich für eine Mitgliedschaft in der rechtsextremen Organisation interessieren, wie er dem FBI mitteilte.
Obwohl Florea selbst nicht bei den Kapitol-Krawallen anwesend war, wird er beschuldigt, Gewaltandrohungen auf der konservativen Social-Media-Plattform Parler gepostet zu haben. Über den neu gewählten dunkelhäutigen Senator in Georgia, Raphael Warnock, schrieb er: "Tote können keine Scheißgesetze verabschieden." Laut dem Magistratsrichter hätten Floreas Beiträge gezeigt, dass er vorsätzlich zur Gewalt gegen Menschen in New York und Washington aufgefordert habe. In Bezug auf den 6. Januar sei damit auch ein geplanter Mordanschlag nicht auszuschließen. Nach einer virtuellen Anhörung vor dem Gericht in Brooklyn wurde er in Untersuchungshaft genommen.
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Das US-Justizministerium befasst es sich derzeit mit mindestens 70 Fällen, die im Zusammenhang mit dem Aufruhr im Kapitol stehen. Fünf Menschen kamen ums Leben, als Anhänger von Präsident Donald Trump das Gebäude gestürmt und Büros geplündert hatten. Auch der olympische Goldmedaillengewinner Klete Keller wurde offenbar identifiziert und der zivilen UNOrdnung, Hausfriedensbruch und ordnungswidrigem Verhalten beschuldigt. Die Grand Jury in Washington prüft nun mögliche weitere Anklagen. Viele der Verhafteten wurden auf Videos und Fotos festgehalten, einige prahlten selbst mit ihren Aktionen. Das FBI hat mehr als 100.000 Bilder und Videos gesichtet, um Tatverdächtige aufzuspüren. Neben weniger schweren Straftaten, wie der aufrührerischen Verschwörung, werden einige Personen möglicherweise auch des Mordes an einem Beamten der Capitol Police angeklagt.
Das Justizministerium hat am Mittwoch auch gegen Thomas Robertson und Jacob Fracker Anklage erhoben – zwei nun nicht mehr im Dienst befindliche Polizeibeamte aus Rocky Mount, Virginia – nachdem sie im Kapitol fotografiert worden waren, wie sie "eine obszöne Geste vor einer Statue von John Stark machten". In Social-Media-Posts zitierte das FBI Robertson mit den Worten: "CNN und die Linke sind nur verrückt, weil wir tatsächlich die Regierung angriffen, die das Problem ist und nicht einige zufällige kleine Unternehmen (...) Die Rechten haben an EINEM TAG das f***** U.S. Kapitol eingenommen. Keep poking us."
Eine Sprecherin der Polizei sagte in einer Erklärung, dass die beiden Staatsdiener bis zur Überprüfung der Angelegenheit beurlaubt worden seien. Mehrere andere Verdächtige, die mit den Ereignissen im Kapitol in Verbindung stehen, mussten sich am Mittwoch vor den einzelnen Bundesgerichten der Vereinigten Staaten verantworten.
Der 31-jährige William Pepe musste vor dem Bundesgericht in White Plains, New York, erscheinen, nachdem er als einer der Demonstranten identifiziert worden war. Dies hat zu seiner Suspendierung bei der Metro-North-Pendler-Eisenbahn geführt, bei der er bis dato beschäftigt gewesen war. Die Kaution wurde auf 10.000 Dollar festgesetzt, und Pepe musste seine Schrotflinte und ein Jagdmesser abgeben.
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