In der größten Strafvollzugsanstalt des US-Bundesstaates Alaska in Goose Creek wurden 1.115 der 1.236 Insassen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Das berichtete die Sprecherin des Strafvollzugs von Alaska, Sarah Gallagher, am 30. Dezember der Zeitung Anchorage Daily News. Bei 112 Personen gehe man von einem aktiven COVID-19-Fall aus. Insgesamt haben fast 2.000 Gefängnisinsassen – 40 Prozent aller in Alaska Inhaftierten – einen positiven Corona-Befund. Fünf Todesfälle von Gefangenen wurden in Alaska offiziell im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet.
US-Gefängnisse gelten als größte Corona-Hotspots. Nach einer Studie des Marshall Projects habe einer von fünf Insassen eines US-Gefängnisses einen positiven Corona-Befund. Anfang Dezember waren mindestens 275.000 Insassen positiv getestet und 1.700 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit dem Coronavirus gezählt. Die Todesrate für Gefängnisinsassen liege 45 Prozent höher als für den Rest der Bevölkerung.
Homer Venters, der frühere Chefarzt des New Yorker Gefängnisses auf Rikers Island, hält die offiziellen Zahlen für eine "riesige Untertreibung". Er habe selbst mehr als ein Dutzend gerichtlich angeordnete Gefängnisinspektionen im ganzen Land durchgeführt.
"Ich zähle immer noch Gefängnisse, in denen die Menschen, wenn sie krank werden, nicht nur keine Tests, sondern überhaupt keine Pflege erhalten. Sie werden dadurch kränker, als sie es sein müssten."
Das Marshall Project listet Gründe dafür auf, warum US-Gefängnisse so anfällig für Infektionskrankheiten sind: Sie sind überwiegend überfüllt, schlecht belüftet und beheizt. Schlafsäle für mehrere Personen, große Hallen zum Essen und offene Zellentüren machen Kontaktbeschränkungen oder gar Quarantäne unmöglich.
Seit Beginn der Corona-Krise fordern Gesundheitsexperten, die Anzahl der Gefängnisinsassen durch Entlassungen zu minimieren. Begnadigungen könnten besonders für diejenigen ausgesprochen werden, die nur eine kurze Haftstrafe absitzen oder am Ende der Haftstrafe stehen, die als resozialisiert gelten oder die lediglich im Gefängnis sitzen, weil sie nicht das Geld für eine Kaution haben. In den ersten Monaten der Corona-Krise haben über 10.000 Insassen in Bundesgefängnissen eine vorzeitige Freilassung erbeten – in 156 Fällen wurde dem Ersuchen stattgegeben.
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