Ein ausführlicher Beitrag in der Washington Post zeichnet ein düsteres Bild der USA inmitten der Corona-Krise. Die Rezession, in die die USA gestürzt sind, zeigt sich in erhöhten Arbeitslosenzahlen, die zwar mittlerweile wieder leicht rückläufig sind, doch die wirtschaftliche Unsicherheit bei vielen US-Bürgern bleibt. Die staatlichen Hilfen zur Überbrückung der Krise sind mittlerweile "verpufft", wie die Washington Post schreibt.
Neue Hilfen seien nach monatelanger Untätigkeit des Kongresses immer noch "ein Punkt am Horizont". Der Hunger sei chronisch und so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Ergebnis sei eine wachsende Gruppe von US-Amerikanern, die Lebensmittel stehlen, um zu überleben, so die Zeitung weiter. Interviews mit mehr als einem Dutzend Einzelhändlern, Sicherheitsexperten und Polizeidienststellen in den ganzen USA hätten aufgezeigt, dass der Ladendiebstahl seit Beginn der Krise im Frühjahr dieses Jahres deutlich zugenommen habe und ist höher sei bei vergleichbaren Rezessionen in vergangenen Jahren. Doch was den aktuellen Trend so besonders mache, sei vor allem, was gestohlen werde – überwiegend Grundnahrungsmittel wie Brot, Nudeln und Babynahrung.
Vielen US-Amerikanern stehen harte Zeiten bevor. Mehr als 20 Millionen von ihnen beziehen irgendeine Form von Arbeitslosenhilfe, rund 12 Millionen werden am Tag nach Weihnachten keine Unterstützung mehr erhalten. Es sei denn, es treten neue staatliche Hilfen in Kraft. In Washington wird derzeit um ein Hilfspaket in Höhe von 908 Milliarden US-Dollar gerungen.
Währenddessen, so die Washington Post, kämpfen schätzungsweise 54 Millionen US-Amerikaner in diesem Jahr mit dem Hunger. Ein Anstieg von 45 Prozent gegenüber 2019, so das US-Landwirtschaftsministerium. Da Lebensmittelhilfsprogramme wie SNAP und WIC gekürzt werden und andere Bundeshilfen kurz vor dem Auslaufen stehen, werden Suppenküchen und Lebensmitteltafeln mittlerweile "überschwemmt". Stundenlange Wartezeiten der in die Tausende gehenden Hilfsbedürftigen sind die Folge.
Mehrere Bundeslebensmittelprogramme, die den US-Lebensmitteltafeln frische Produkte im Wert von Milliarden von US-Dollar zur Verfügung gestellt haben, laufen ebenfalls zum Jahresende aus. Fast 26 Millionen Erwachsene – oder einer von acht Amerikanern – gaben Mitte November an, nicht genug zu essen zu haben, so die neuesten Daten des US-amerikanischen Statistikamtes Census Bureau. Diese Zahl ist während der Corona-Krise stetig gestiegen und erreichte die höchste gemessene Quote, seit die Regierungsbehörde 1998 mit der Erhebung solcher Daten begonnen hat.
Mehr zum Thema – Beispiellose Armutspandemie in den USA: Jeder sechste US-Amerikaner "von Hunger bedroht"