Versuchskaninchen? US-Konzern testet Corona-Vakzin an Minderjährigen

In Cincinnati, Ohio, nehmen 100 Kinder an einem Impfstoff-Test gegen das Coronavirus teil. Der US-Konzern Pfizer will ein 90-prozentig sicheres Vakzin gegen das Coronavirus entwickelt haben. Nach erfolgreichen Tests an Erwachsenen testet man nun an Minderjährigen.

Kinder gehören nicht zur Risikogruppe einer Coronavirus-Infektion. Bei ihnen bleibt das Virus oft unentdeckt oder eine Erkrankung tritt mit milderem Verlauf zutage. Es ist strittig, ob und inwieweit Kinder Infektionstreiber sind. Die USA sind von COVID-19 besondern stark betroffen. Laut Statistik sind dort bereits etwa 243.000 Personen durch das oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Rund 10,6 Millionen positiv Getestete wurden gemeldet. Weltweit gibt es laut WHO mittlerweile zirka 200 Vakzine, die sich in einer Testphase befinden. Zehn davon sind in der dritten, entscheidenden Testphase. In den USA könnten bald fünf davon auf den Markt kommen. 

Katelyn ist 16 Jahre alt, wohnt mit ihrer Familie in Cincinatti im US-Bundesstaat Ohio und ist Teilnehmerin am Impfstoffest von Pfizer. Sie findet es toll, an dem Versuch teilzunehmen. In der Sendung Good Morning America sagte sie: 

Es ist einfach wirklich cool zu wissen, dass ich Teil von so etwas sein durfte. 

Nachdem ihr Bruder von dem geplanten Test aus dem Fernsehen erfuhr, meldete sich die gesamte Familie als potenzielle Freiwillige. Am Ende wurde allein Katelyn ausgewählt. Was sie nicht weiß, ist, ob man ihr ein Placebo oder tatsächlich einen vermutlich wirksamen Impfstoff gespritzt hat. Sorgen vor der Teilnahme ihrer Tochter hat ihre Mutter keine, sie spricht von ihrem Vertrauen in Ärzte, Krankenpfleger und Wissenschaftler. 

An insgesamt 100 Kindern wird derzeit getestet. Pfizer hatte zusammen mit dem Unternehmen BioNTech unlängst einen Erfolg in der Impfstoffentwicklung gemeldet. Der von ihnen entwickelte Impfstoff soll zu 90 Prozent Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 bieten. Zunächst wurde er an Erwachsenen getestet. Bei 44.000 erwachsenen Teilnehmern wurden danach nur 94 COVID-19-Erkrankungen festgestellt. Innerhalb der kommenden Monate soll in den USA – zumindest für einen ersten Teil – Impfstoff zur Verfügung gestellt werden. 

Dr. Robert Frenck, Leiter der Impfstoffstudie von Pfizer im Kinderkrankenhaus von Cincinnati, versichert: 

Wir haben ein sehr gutes Verständnis von der Sicherheit dieses Impfstoffs bei Erwachsenen (...) was uns dann ermöglichte, auf Jugendliche überzugehen. 

(...) eines der Dinge, über die ich mir Sorgen mache, ... ein Kind oder Jugendlicher merkt vielleicht nicht, an COVID erkrankt zu sein, dass er vielleicht nicht so krank wird, aber er hat doch etwas und überträgt es auf seine Eltern oder Großeltern. Deshalb ist es so wichtig, diesen Impfstoff zu studieren und auch Kinder zu impfen. 

Der Impfstoff enthält kein aktives Virus. Daher könne man durch die Impfung auch nicht an COVID-19 erkranken, so erklärt Frenck. 

Innerhalb von sechs Krankenhausbesuchen erhalten die jungen Testteilnehmer zwei Spritzen. Ein teilnehmender Junge hofft, dass er so einen Beitrag zu wieder mehr Normalität im Leben der Menschen leisten kann.

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