Seit der Ära des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter und der Ölkrise der 1970er-Jahre verfolgen die USA die Utopie, energieunabhängig zu werden. Doch angesichts der anhaltenden Ölkrisen und der schweren Ölpreisschocks ist offensichtlich geworden, dass Washington niemals eine wirkliche Energieunabhängigkeit erreichen wird, wenn es sich ausschließlich auf fossile Brennstoffe verlässt. Selbst dann, falls die Vereinigten Staaten zum Nettoölexporteur werden sollten.
Die Mehrheit der US-Bürger ist auch der Meinung, dass sich die Regierung angesichts des Klimawandels "auf die Entwicklung alternativer Energiequellen konzentrieren sollte, anstatt auf den Ausbau fossiler Energiequellen".
Ob in dem Streben nach Energieunabhängigkeit oder in dem Bemühen, den Klimawandel zu mildern, die USA wenden sich unbestreitbar erneuerbaren Energiequellen zu. Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch der USA betrug im Jahr 2019 mehr als elf Prozent (11,4 Prozent), verglichen mit nur vier Prozent vor zwei Jahrzehnten.
Während die Umstellung auf saubere und erneuerbare Energien an Fahrt gewinnt, stehen die Vereinigten Staaten nun vor einer weiteren großen Herausforderung. Die Abhängigkeit von Mineralien aus China beim Bau sauberer Energieanlagen ist groß.
China liefert ungefähr 80 Prozent der Seltenen Erden, die von den Vereinigten Staaten zur Herstellung von Windkraftanlagen, Sonnenkollektoren, Batterien für Elektroautos, Mobiltelefonen, Computern, medizinischen Geräten, nationalen Verteidigungssystemen und sogar in der Öl- und Gastechnologie verwendet werden.
Die Abhängigkeit von China
Bereits im Jahr 2018 veröffentlichte das US-Innenministerium eine Liste von 35 Mineralien, die es als kritisch für die US-Wirtschaft einstuft. Der alarmierende Teil: Bei 14 dieser Mineralien verlassen sich die USA vollständig auf Importe aus China und mindestens zehn weitere Mineralien importieren sie zu 75 Prozent aus dem Reich der Mitte.
Diese Zahlen sind keine Übertreibung. Nach Angaben des US Geological Survey lieferte China im Jahr 2019 ungefähr 80 Prozent der benötigten Seltenerd-Mineralien an die USA. Eine weitere beunruhigende Statistik für Washington: Obwohl die USA im Jahr 2018 ungefähr 18.000 Tonnen und im Jahr 2019 sogar 26.000 Tonnen ihrer eigenen Seltenen Erden abbauten, ergab der US Geological Survey, dass die gesamte inländische Produktion von Mineralkonzentraten exportiert wurde. Noch vor drei Jahrzehnten waren die USA weltweit die Nummer eins unter den Produzenten dieser Mineralien, sind aber auf den siebten Platz abgerutscht.
Chinas Stellung in der US-Lieferkette für diese Elemente würde noch offensichtlicher werden, wenn der Kandidat der Demokraten Joe Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen ins Oval Office aufsteigt und mit der Umsetzung seines Fünf-Billionen-US-Dollar-Klimaplans beginnt.
Biden legte einen sehr ehrgeizigen Klimaplan im Umfang von über fünf Billionen US-Dollar vor. Dieser ist seiner Meinung nach notwendig, wenn die USA mit der EU gleichziehen und bis ins Jahr 2050 ein Land frei von Kohlenstoffemissionen werden wollen. Der Demokrat schlug vor, 1,7 Billionen US-Dollar an Bundesausgaben im nächsten Jahrzehnt auszugeben, um dieses Ziel zu erreichen. Den Rest soll der Privatsektor beisteuern. Biden ist der Meinung, dass die Kosten für den US-Steuerzahler durch die Abschaffung der großzügigen Steuergeschenke, die Trump den US-Unternehmen gewährte, sowie durch die Abschaffung der Subventionen für die fossile Brennstoffindustrie gedeckt werden könnten.
Selbstversorger werden
Da China über fast die Hälfte der weltweit bekannten Vorkommen an Seltenerd-Elementen verfügt, werden die USA beim Übergang zu erneuerbaren Energien kaum eine andere Wahl haben, als ihre Importe dieser Mineralien aus dem Reich der Mitte zu steigern. Die Angelegenheit wird durch den weltweiten Wettlauf im Wechsel von fossilen Brennstoffen zu sauberer Energie erschwert. Darüber hinaus bleibt das Schreckgespenst, dass China seine strategische Kontrolle über die Seltenen Erden in einem Handelskrieg ausnutzt, sehr real.
Mehrere Energieexperten haben diese Realität bereits erkannt und betonen, dass die USA nur dann eine wirkliche Energieunabhängigkeit erreichen werden, wenn sie erschwingliche saubere Energietechnologien erfinden und sicherstellen, dass sie lokal hergestellt und weltweit verkauft werden.
US-Senatorin Lisa Murkowski, Vorsitzende des Senatsausschusses für Energie und natürliche Ressourcen, erklärte:
Wir müssen unsere schädliche Abhängigkeit von China und anderen Nationen umkehren und die inländischen Versorgungsketten für alles, von persönlicher Schutzausrüstung bis hin zu sauberen Energietechnologien, neu aufbauen.
Aber hier gehe es nicht nur darum, die Abhängigkeit der USA von China aus einer Fülle von Vorsichtsmaßnahmen heraus zu verringern. Dr. Arun Majumdar von der Stanford-Universität und Co-Direktor des Precourt Institute for Energy wies darauf hin, dass die USA mehr als 50 Prozent ihres Öls im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr importieren. Dieses Geld könnte für die Schaffung von Arbeitsplätzen verwendet werden, falls die USA ihren Energiebedarf selbstständig decken würden.
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