Wohl kaum ein anderes Thema regt die Fantasie der Menschen so sehr an, wie Berichte über mysteriöse oder gar außerirdische Flugobjekte. Immer wieder wollen Menschen weltweit extraterrestrische Technologie am Firmament ausgemacht haben – samt verwackelter oder unscharfer Videoaufnahmen.
Doch nicht nur der mutmaßlich fantasiebegabte Bürger, auch Kampfpiloten der US-Luftwaffe sprachen ein ums andere Mal von Sichtungen der dritten Art. Im Jahr 2017 waren es etwa Aussagen des ehemaligen US-Militärfliegers David Fravor die für Aufsehen sorgten, als dieser die Beobachtung eines mysteriösen Flugobjekts beschrieb.
"Ich denke, es war nicht von dieser Welt", zeigte sich David Fravor gegenüber ABC News überzeugt. "Ich bin nicht verrückt, ich habe nicht getrunken":
Ich habe fast alles gesehen, was man in dieser Gegend sehen kann, aber nichts dergleichen", fügte er über seine Beobachtungen im Jahr 2004 hinzu.
Pentagon gibt Videomaterial über "unidentifizierte Luftphänomene" frei
Auch dass der militärische US-Nachrichtendienst DIA Forschung zu unidentifizierten/unbekannten Flugobjekten (UFO) betrieb, ist seit Jahren bekannt. Für das entsprechende Programm, das offiziell unter dem Namen "Advanced Aerospace Threat Identification Program" (Fortgeschrittenes Luft- und Raumfahrtprogramm zur Identifizierung von Bedrohungen - AATIP) bekannt war, gab die DIA im Zeitraum von 2007 bis 2012 offiziell rund 22 Millionen US-Dollar aus.
Nun dürfte der jüngste Schritt des US-Verteidigungsministeriums der Debatte um die Existenz von Außerirdischen, die sich in der Atmosphäre des blauen Planeten tummeln, wieder neue Nahrung geben.
Mehr als zwei Jahre, nachdem sie online aufgetaucht waren, hat das Pentagon nun Videoclips über Begegnungen von US-Piloten mit so genannten "unidentifizierten Luftphänomenen" als authentisch verifiziert und offiziell freigeben.
Mit der Veröffentlichung der Videos - zwei wurden im Januar 2015 aufgenommen, während das dritte vom November 2004 stammt – wolle man "jegliche Missverständnisse in der Öffentlichkeit darüber aufklären, ob das im Umlauf befindliche Filmmaterial echt ist, oder ob mehr an den Videos dran ist oder nicht", erklärte das Pentagon am 26. April.
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In den jeweiligen Videos beschreiben verblüffte US-Marinepiloten die erstaunlichen Fähigkeiten und Flugmanöver ihnen unbekannter Flugobjekte. Demzufolge habe das Pentagon die Freigabe des Videomaterials zurückgehalten, um etwaige Aspekte notwendiger Geheimhaltung zu überprüfen. Nun wurden jedoch alle drei Cockpitaufnahmen auf der Internetseite des Naval Air Systems Command der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Nach einer gründlichen Überprüfung hat die Abteilung festgestellt, dass die autorisierte Freigabe dieser nicht klassifizierten Videos keine sensiblen Fähigkeiten oder Systeme offenbart und sich nicht auf spätere Untersuchungen militärischer Luftraumverletzungen durch nicht identifizierte Luftphänomene [unidentified aerial phenomena (UAPs), Anm. d. Red.] auswirkt", gab das Pentagon zur Begründung für die Zurückhaltung an.
Zudem halte man fest, dass es sich bei den "beobachteten Luftphänomenen" um "unidentifizierte" Flugobjekte handele. Die entsprechenden Videos zeigen diese sich schnell über den Himmel bewegenden Flugobjekte, während sie von Infrarotkameras aufgenommen werden.
Die Begegnung vom Jahr 2004 fand im Pazifik etwa 100 Meilen vor der US-Westküste statt. Zuvor hatte ein US-Marinekreuzer nach wiederholten Begegnungen mit nicht identifizierten Flugobjekten um Hilfe aus der Luft gebeten.
Es beschleunigte so stark, wie ich es noch nie gesehen habe", gab ein Pilot zu Protokoll.
Mehrere Flugzeugbesatzungen beschrieben das Objekt, das in geringer Höhe über dem Wasser schwebte, bevor es davonflog, als länglich und etwa 12 Meter lang.
"Das Ding rotiert, Kumpel!"
Eines der Videos aus dem Jahr 2015 zeigt, was ein Pilot als "eine Flotte" von Hochgeschwindigkeitsobjekten bezeichnete, die an einem Punkt beginnen, sich in einer statischen Position zu drehen.
Schau dir das Ding an, Kumpel! Es rotiert!", ruft ein erstaunter US-Pilot in dem Video.
"Alter, das ist eine verdammte Drohne, Bruder", erklärt ein anderes Besatzungsmitglied.
Vor dem Pentagon bestätigte bereits die US-Marine die Authentizität des dokumentierten Filmmaterials - nachdem man deren Echtheit zunächst nicht anerkannt hatte. Das bedeute aber keinesfalls, dass es sich bei den beobachteten Objekten um "außerirdische Raumschiffe" handele, erklärte der Sprecher der US-Marine Joe Gradisher im Jahr 2019.
Dennoch gingen Beamte so weit, Richtlinien zu entwerfen, um ein formelles Verfahren für Piloten und Militärpersonal zur Meldung von UFO-Sichtungen einzuführen. Dieser Schritt folgte nach Angaben der US-Marine einer ganzen Reihe von Sichtungen "fortschrittlicher Flugobjekte" im Luftraum von US-Flugzeugträgerverbänden.
Die Existenz des Advanced Aerospace Threat Identification Program wurde im Dezember 2017 von Beamten des US-Verteidigungsministeriums bestätigt. Demnach sei es offiziell im Jahr 2012 eingestellt worden, nachdem festgestellt worden sei, "dass es andere, wichtigere Themen gab, die eine Finanzierung verdienten und es im besten Interesse des Verteidigungsministeriums lag, eine Änderung vorzunehmen".
UFOS oder doch die Russen?
Der ehemalige Militärgeheimdienstbeamte Luis Elizondo, der demnach das AATIP leitete, erklärte im vergangenen Jahr, dass das Pentagon UFO-Sichtungen "aggressiver analysieren und verfolgen" sollte.
"Wenn Sie sich auf einem belebten Flughafen aufhalten und ihnen etwas auffällt, sollten Sie etwas sagen", erklärte er 2019 gegenüber dem US-Magazin Politico.
Bei unseren eigenen Militärangehörigen verhält es sich eher umgekehrt: 'Wenn ihr etwas seht, sagt nichts, ... Was passiert in fünf Jahren, wenn sich herausstellt, dass dies extrem fortschrittliche russische Flugobjekte sind", fragte Elizondo ergänzend.
Es war wiederum u.a. der damalige Mehrheitsführer im US-Senat, Harry Reid, der in den vergangenen Jahren offen für die Gründung des AATIP eintrat.
Ich denke, es ist eine der guten Sachen, die ich während meines Diensts im Kongress getan habe. Ich habe etwas getan, was noch niemand zuvor getan hat", erklärte Reid im Jahr 2017 gegenüber der New York Times.
Am Montag begrüßte Reid die Freigabe der UFO-Videos durch das Pentagon.
Das kratzt nur an der Oberfläche der Forschung und der zur Verfügung stehenden Materialien. Die USA müssen sich ernsthaft und wissenschaftlich mit dieser Angelegenheit und möglichen Auswirkungen auf die nationale Sicherheit auseinandersetzen. Das amerikanische Volk verdient es, informiert zu werden", war Reid zuletzt überzeugt.
US-Armee will sich "exotische Metalle" zunutze machen
Um sich des Themas der Erforschung und Entwicklung fortschrittlicher Materialen anzunehmen, ging das Pentagon im vergangenen Oktober eine Kooperation mit der Organisation To the Stars Academy of Arts and Sciences (TTSA) ein. Demnach wolle man sich gemeinsam u.a. dem Studium "exotischer Metalle" widmen, die zur Entwicklung neuer Technologien genutzt werden könnten.
Die Kooperation sieht die Leihgabe von wissenschaftlichen Ressourcen durch Pentagon-Forschungsstellen an das TTSA vor. Im Gegenzug will man von Organisationsseite laut den Military Times "Alien-Metalle, die in der Lage sind, die Effektivität von Armeefahrzeugen zu erhöhen" beisteuern. Nach TTSA-Angaben habe man derlei Materialen "erworben, entworfen und produziert". Diese könnten in Zukunft für "eine Reihe von futuristischen Modifikationen wie aktive Tarnung, Strahlenenergieantrieb, Trägheitsmassenreduktion und Quantenkommunikation" eingesetzt werden.
Unsere Partnerschaft mit To The Stars Academy dient als eine aufregende, unübliche Quelle für neuartige Materialien und Transformationstechnologien, um die Möglichkeiten unserer militärischen Bodensysteme zu erhöhen. Beim Ground Vehicle Systems Center der Army freuen wir uns auf diese Partnerschaft und die potenziellen zukünftigen technischen Innovationen", kommentierte Joseph Cannon vom U.S. Army Futures Command die Kooperation.
Die Gründung von TTSA geht auf Tom DeLonge zurück. Bekanntheit erlangte dieser als Gitarrist, Sänger, Songschreiber und Mitbegründer der Punk-Band Blink-182. Es war DeLonge auf den die Erstveröffentlichung der nun durch das Pentagon freigegebenen Videos zurückgeht.
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