Prankster-Internetseite zum Anrufen republikanischer US-Senatoren auf Russisch nimmt Betrieb auf

In den USA wurde der Mythos von der allgegenwärtigen Hand Russlands, die die US-Politik manipuliere, wieder aufgekocht – diesmal von Internet-Programmierern des Studios mschf. Die online-App "The Red Line" ("Die Rote Leitung") übersetzt die von Nutzern eingegebenen Botschaften an Vertreter der republikanischen Partei im Senat ins Russische. Die Übersetzung kann anschließend bei einem von der Webseite ausgehenden Anruf dem Senator der Wahl von einer Computerstimme vorgelesen werden.

Bevor man entscheidet, ob man den Anruf wirklich tätigen und die Botschaft vorlesen lassen will, kann man sich von der Richtigkeit der Übersetzung und von den stimmlichen und sprachlichen Qualitäten der Vorlesesoftware überzeugen.

Nach Angaben der Entwickler sei es ihr Ziel, das Interesse am Thema angeblicher Absprachen bei den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 zwischen Mitgliedern des Wahlkampf-Teams des republikanischen Kandidaten Donald Trump und der russischen Regierung aufrechtzuerhalten. Derartige Behauptungen wurden und werden von Trumps politischen Gegnern aufgestellt – vorwiegend von Demokraten, deren Kandidatin, die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton, die Präsidentschaftswahl verlor.

"Republikaner hören nicht auf die Beschwerden ihrer Wähler – also können Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass sie direkt aus dem Kreml anrufen und unzufrieden sind", erklärten die Schöpfer der Webseite in einer E-Mail an das Nachrichtenportal variety.com. Die Programmierer behaupten also, dass die republikanischen Gesetzgeber, die auch Trump unterstützen, mit Russland verbunden seien.

Ob dies wiederum als ernstgemeinter Vorwurf oder vielmehr als Satire auf die aktuelle, an die Zeit des McCarthyismus erinnernde antirussische Stimmung in der politischen Landschaft der USA zu verstehen ist, wird anhand der Online-App nicht deutlich. Die anderen Projekte des mschf-Studios lassen sich jedenfalls eher dem Bereich des skurrilen Humors zuordnen: So zählen zum Portfolio des Studios das Tabagotschi, ein virtuelles Haustier, das mit jedem neu geöffneten Tab im Internet-Browser dem Tode ein Stück näher rückt und so den Nutzer von Saumseligkeit abhalten soll. Außerdem finden sich dort eine App, mit der man Freunden in sozialen Netzwerken ein erfülltes Nachtleben vorgaukeln (und diese neidisch machen) kann, ein Plug-In für Amazons virtuellen Assistenten Alexa, der potentielle Einbrecher mit skurrilen Gesprächen von ihrem Vorhaben abschrecken soll, oder auch ein Tracker für die Morgenerektion.

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