Schweiz setzt landesweit beschleunigte Asylverfahren um

In der Schweiz werden die Asylverfahren ab 1. März mit neuen Asylzentren landesweit beschleunigt. Die Erfahrungen bei den Schweizer Pilotversuchen dienten teils als Vorlage für die deutschen Ankerzentren (Abkürzung für Ankunft, Entscheidung, Rückführung), die im Sommer 2018 zuerst in Bayern entstanden.

Alle Neuankömmlinge werden in der Schweiz ab sofort in sechs Bundesasylzentren mit zusammen 4.000, demnächst 5.000 Plätzen untergebracht. In den Zentren gibt es neben Unterkünften auch Büros für Behördenvertreter, Hilfsorganisationen, Übersetzer und Anwälte. Ziel ist es, mindestens 60 Prozent der Asylverfahren inklusive aller Berufungsmöglichkeiten innerhalb von weniger als fünf Monaten abzuschließen. Nur bei komplizierten Fällen werden Antragsteller auf Asylunterkünfte im Land verteilt.

In Boudry rund 140 Kilometer südwestlich von Basel lief der Testbetrieb ebenso wie in Zürich nach Angaben des Staatssekretariats für Migration erfolgreich. In der Einrichtung gibt es Mehrbettzimmer, eine Kantine und Workshops, wo Bewohner nähen oder technische Fertigkeiten erlernen können, eine Spielwiese und Tischtennisplatten vor dem Haus. Bewohner können frei kommen und gehen.

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Die Schweiz bietet auch finanzielle Anreize zur Ausreise: Wer vor der ersten Anhörung zum Asylantrag bereit ist, die Heimreise anzutreten, bekommt 1.000 Franken (875 Euro), wer nach der Ablehnung des Antrags geht, bekommt 500 Franken und wer Berufung einlegt und erneut verliert, bekommt nur noch 250 Franken Rückkehrhilfe.

In Deutschland gab es nach Angaben des Innenministeriums zwischen August und Dezember 2018 in neun Anker-Einrichtungen 3.700 Asylfälle, zu denen 1.800 Entscheidungen gefällt wurden. Die Datenlage sei noch nicht umfangreich, aber es gebe bereits deutliche Hinweise auf eine Beschleunigung der Asylverfahren, sagte ein Sprecher. (dpa)