US-Mobilfunkanbieter verkaufen jahrelang Standortdaten ihrer Kunden an Kopfgeldjäger

Drei US-Telekommunikationsunternehmen haben jahrelang die Standortdaten ihrer Mobilfunkkunden ausspioniert und an Dritte verkauft. Dies gehe aus internen Dokumenten des Datenhandel-Unternehmens CerCareOne hervor, die in einem Bericht der VICE Medien am Donnerstag thematisiert wurden. Wie in der VICE-Rubrik "Motherboard" zu lesen ist, war die Standortermittlung sehr präzise und geschah Dank der Ortungsdaten von GPS-Satelliten und von Mobilfunk-Sendemasten in Echtzeit.

Sogar der Raum innerhalb eines Gebäudes, wo sich der jeweils Ausgespähte befand, wurde genau angegeben.

Diese Kundendaten wurden von den Telekommunikationsriesen Sprint, AT&T und T-Mobile im größeren Stile an das Datenhandelsunternehmen CerCareOne verkauft. Dieses veräußerte sie wiederum an etwa 250 Kopfgeldjäger, Kautionsvermittler und andere ähnliche Unternehmen sowie Kautionsbürgen weiter. Manche von ihnen kauften bis zu Zigtausende von Kundenstandortdaten – bei einem Preis von bis zu umgerechnet knapp 1.000 Euro pro Rufnummer-Standort.

Einige der Kopfgeldjäger verkauften dann die Standortdaten an unbefugte Dritte weiter, zitiert VICE mehrere unabhängige Quellen, die mit dem Unternehmen vertraut sein sollen.

Dies stehe im krassen Gegensatz zu der Version von "isolierten Vorfällen", wie sie zuvor dargestellt wurden, so VICE weiter.

Dabei unterlag nicht nur die genaue Tätigkeit des Standortdatenhändlers der Geheimhaltung, sondern bereits seine Existenz – wer die Dienste von CerCareOne nutzen wollte, ging eine entsprechende Vereinbarung ein.

Allerdings agierte das Unternehmen nicht allein: Es holte die Daten von einem sogenannten Standort-Aggregator, der sie direkt von den Telekommunikationsbetreibern erhielt und in ein zum Weiterverkauf taugliches Format umwandelte.

Diese Praxis wurde von CerCareOne, den betreffenden Standortdaten-Aggregatoren und den Telekommunikationsriesen fünf Jahre lang aufrechterhalten – vom Jahr 2012 bis zum Jahr 2017, als das Unternehmen seinen Betrieb einstellte, schreibt VICE. Ob und wieviele weitere Unternehmen dieser Art in den USA ihr Unwesen trieben, sei jedoch nicht bekannt.

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