"Apartheid-Straße" im Westjordanland eröffnet – Israelis und Palästinenser durch Mauer getrennt

Israelische Behörden haben eine neue Autobahn im Westjordanland eingeweiht, von der nun israelische wie auch palästinensische Autofahrer gleichzeitig Gebrauch machen können. Nur dass sie einander im Vorbeifahren nicht begegnen werden, denn beiden ist ihre jeweils eigene Straßenseite vorbehalten, die von der anderen durch eine acht Meter hohe Mauer abgetrennt ist. Die Autobahn wurde inoffiziell "Straße der Apartheid" getauft.

Der Verkehr auf der Straße 4370 wurde am Mittwoch, mehr als zehn Jahre nach deren Bau, freigegeben. Die Verzögerung sei auf einen langjährigen Streit zwischen der israelischen Armee und der Polizei über die Bewachung der Kontrollpunkte entlang der Autobahn zurückzuführen, schreibt die Tageszeitung Haaretz. Die Straße verbindet die jüdische Siedlung Geva Binyamin mit der mittlerweile stark überlasteten Landstraße 1 – der wichtigsten Verkehrsader zwischen Jerusalem und Tel Aviv – auf der Strecke zwischen der Siedlung French Hill und dem Naomi-Schemer-Tunnel am nordöstlichen Stadtrand von Jerusalem. Ihre westliche Seite ist für jüdische Siedler bestimmt. Hingegen dient die östliche Seite palästinensischen Autofahrern. Auf dieser Route können sie die Stadt Jerusalem umfahren, die sie ohne spezielle Erlaubnis nicht betreten dürfen, und in andere Teile des Westjordanlandes gelangen.

Während zahlreiche israelische Politiker die "Apartheid-Straße" als eine günstige Verkehrslösung für die Anwohner lokaler Siedlungen und ein Beispiel für eine friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern begrüßten, verurteilten Menschenrechtler die neue Autobahn als eine weitere Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Palästinensern in Westjordanland und die Fortsetzung der Segregationspolitik der israelischen Regierung.

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