Vier tote Bootsflüchtlinge - Prozess gegen mutmaßlichen Schleuser

Ein mutmaßlicher irakischer Schleuser muss sich seit Mittwoch vor dem Kieler Landgericht wegen des Todes von vier Bootsflüchtlingen verantworten. Drei der im Oktober 2015 im Mittelmeer ertrunkenen irakischen Flüchtlinge waren laut Anklage noch Kinder. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, für ihren Tod mitverantwortlich zu sein. Für das Schleusen habe er einen fünfstelligen Euro-Betrag kassiert.

Das mit mehreren hundert Menschen völlig überladene Holzboot sank der Anklage zufolge bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland vor der türkischen Küste. Dem Angeklagten droht eine Mindeststrafe von drei Jahren Gefängnis wegen Einschleusens mit Todesfolge. Sein Verteidiger erklärte zu Prozessbeginn: "Der Angeklagte wird sich zunächst bestreitend, aber schweigend verteidigen."

Der in Bagdad geborene 28-Jährige kam Ende 2015 nach Deutschland und beantragte Asyl. Er lebte mit Frau und Kindern in Schleswig-Holstein. Im Oktober 2017 wurde er in Strande bei Kiel festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bis Ende Oktober sieben Verhandlungstage angesetzt. (dpa)

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