Russen flicken Luftleck auf ISS mit Zahnbürste und Panzerband - US-Kommandant verweigert Mitarbeit

Das hält bombenfest: Um den Grund eines am Donnerstagabend aufgetretenen Druckabfalls auf der ISS zu ermitteln, haben die russischen Kosmonauten eine Zahnbürste benutzt – das so gefundene Leck anschließend mit Epoxidharz und Panzerband gekittet. Es gab allerdings Widerstand vom ISS-Kommandanten, dem US-Astronauten Andrew Feustel – er weigerte sich, an den Reparaturen teilzunehmen.

Sofort nach dem Luftdruckabfall-Alarm versammelte sich die Besatzung im russischen Teil der Station. Die Raumfahrer begannen, die Module der Station nacheinander abzusperren und fanden schließlich die Ursache des Problems in dem an die ISS angedockten Sojus-Raumschiff. Zwei Mikrorisse wurden im Rumpf des Raumschiffes entdeckt und von den russischen Kosmonauten mit improvisierten Mitteln untersucht. Neben einem Endoskop halfen sie sich mit einer gewöhnlichen Zahnbürste. Einer der zwei Millimeter großen Risse durchdrang tatsächlich die Hülle in deren gesamten Dicke – durch ihn entwich die Luft in den Weltraum.

Das für die Sojus verantwortliche Flugkontrollzentrum wies die Kosmonauten Oleg Artemjew und Sergej Prokopjew an, das Leck sofort zu reparieren. Aber die Entscheidung verursachte anscheinend Spannungen an Bord der Station: Eine Quelle im Space Center in Houston teilte Interfax mit, dass der aktuelle ISS-Kommandant, der US-Astronaut Andrew Feustel, mit dem Plan nicht einverstanden sei.

Er wollte sich angeblich 24 Stunden Zeit nehmen, um alle Reparaturmöglichkeiten zu prüfen, da das Leck keine unmittelbare Bedrohung für Station und Besatzung darstellte. Weil die russischen Kosmonauten die Risse sofort reparieren wollten, weigerte sich der ISS-Kommandant, an weiteren Reparaturen teilzunehmen, bis die NASA und die russische Raumfahrtbehörde auf der Erde eine Einigung erzielten.

Die Russen flickten noch am Donnerstagabend die Risse, indem sie sie mit Epoxid-Dichtungsmittel füllten und Klebeband anlegten – beides Teil des Standard-Reparatursatzes. Dmitri Rogosin, Chef der russischen Raumfahrtbehörde, kommentierte: "Das Raumschiff und das russische Segment der ISS sind mit dem notwendigen Reparatursatz ausgestattet. Solche Situationen sind Routine". Die Reparaturen sind "robust" und die Station ist dicht – und das Sojus-Raumfahrzeug ist auch geeignet, die Besatzungsmitglieder der ISS wie geplant zurück zur Erde zu bringen, sagte Rogosin.

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