Tschechische Krankenschwestern und Pfleger erwägen landesweiten Streik

Tschechische Krankenschwestern und Pfleger haben der Regierung mit landesweiten Kampfmaßnahmen gedroht. In einer Erklärung vor Journalisten in Prag rief ihre Gewerkschaftsvertretung am Freitag die sogenannte "Streikbereitschaft" als letzte Vorstufe zum echten Streik aus.

Gewerkschaftsvorsitzende Dagmar Žitníková erklärte, das Krankenhauspersonal sei ab sofort aufgerufen, alle über den gesetzlichen Rahmen reichenden Tätigkeiten und Überstunden zu verweigern. Als Beispiel führte die Gewerkschafterin an, dass aus Personalmangel oft einer Krankenschwester allein zugemutet werde, einen hundert Kilogramm schweren Patienten im Bett zu bewegen. Im Gesetz seien dafür jedoch sechs Personen vorgesehen.

Die Gewerkschaft warf der Regierung von Andrej Babiš Vertrauensbruch vor. Die sozialdemokratisch geführte Vorgängerregierung habe ihnen 2016 zugesagt, drei Jahre lang die Gehälter um jährlich zehn Prozent pro Jahr anzuheben, um die bisherigen Niedriglöhne im Gesundheitswesen auszugleichen. Der Regierungschef teilte der Nachrichtenagentur CTK noch am Freitag mit, er sei zu keinen Gesprächen mit der Gewerkschaft bereit, da er nicht auf "Drohungen" reagiere.

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Die Bezahlung der tschechischen Krankenschwestern ist je nach Krankenhaustyp, Fachbereich und Qualifikation sehr unterschiedlich und bewegt sich nach Gewerkschaftsangaben von umgerechnet 500 bis 1.500 Euro. (dpa)