Apotheker muss wegen gepanschter Krebsmedikamente zwölf Jahre in Haft

Nach einem der größten Medizinskandale der vergangenen Jahre muss ein Apotheker aus dem Ruhrgebiet wegen gepanschter Krebsmedikamente für zwölf Jahre in Haft. Nach Überzeugung des Essener Landgerichts hat der 48-Jährige jahrelang lebenswichtige Medizin seiner Patienten gestreckt, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren.

Im Prozess äußerte sich der Apotheker nicht zu den Vorwürfen. Das Urteil lautet auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz und auf Betrug. In der Apotheke wurden laut Urteil individuell zubereitete Infusionslösungen hergestellt, die in ihrer «Qualität nicht unerheblich gemindert waren». Der Schaden für die Krankenkassen beläuft sich nach Berechnungen der Richter auf rund 17 Millionen Euro. Dieser laut Urteil illegal erzielte Gewinn wird vom Staat eingezogen.

"Wir sind überzeugt, dass mindestens 14.500 Arzneimittel zwischen 2012 und 2016 unterdosiert waren", sagte Richter Johannes Hidding. Dies sei das Ergebnis eines Vergleichs zwischen eingekauften und abgerechneten Wirkstoffen. Außerdem gehen die Richter von großen Hygieneverstößen aus. Der Angeklagte sei nicht nur einmal dabei beobachtet worden, wie er das Labor in Straßenkleidung betreten habe.

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Der Angeklagte habe von den Straftaten wirtschaftlich erheblich profitiert. "Er hat ganz schlicht aus Habgier gehandelt", sagte Hidding. "Luxusgüter spielten für ihn eine ganz große Rolle." Der 48-Jährige war am 29. November 2016 festgenommen worden, er sitzt seitdem ununterbrochen in Untersuchungshaft. (dpa)